Fünf-Lagunen-Trekking Bariloche, 2. Etappe: Laguna Negra bis Laguna CAB

Nach einem technisch nicht anspruchsvollen, aber langen und ermüdenden ersten Wandertag haben wir das Refugio Laguna Negra erreicht.

Schon vergessen? Dann kannst Du hier alles nachlesen.

Die heutige Strecke ist etwas kürzer, hat aber zwei knackige Aufstiege, einen langen Abstieg, viele umgefallene Baumstämme und eine mit Drahtseil gesicherte Passage zu bieten.

Die zweite Etappe der mehrtätigen 5-Lagunen-Wanderung bei Bariloche führt uns von der Laguna Negra zur Laguna CAB (Lluvu).

Wanderung Laguna Negra - Laguna CAB

Früh morgens stehen wir auf und machen uns kurz nach Sonnenaufgang auf den Weg, um noch bei Tageslicht unser heutiges Ziel zu erreichen. Denn schließlich fängt ja der frühe Vogel den....

 

Okay, jetzt mal Scherz beiseite!

Du glaubst mir ja nicht wirklich, oder?

Ich bin mit 4 (!) porteños (!) unterwegs!!! Und ich selbst lebe seit 6 (!) Jahren in Buenos Aires!!!

 

Natürlich hatten wir vor, bereits auf dem bewaldeten Abstieg zu sein, bevor die glühende Mittagssonne vom Himmel sticht.

Tatsächlich waren wir zu meiner eigenen Verwunderung mit dem ersten Licht bereits auf den Beinen.

Aber dann kamen eben ein paar Dinge dazwischen, die uns davon abhielten, uns sofort auf den Weg zu machen.

Namentlich die zauberhaften morgendlichen Spiegelungen der Berge in der Lagune und wundervoll warmer Mate.

Ich beginne also nochmal von vorn:

Früh morgens stehen wir auf und machen uns wie immer viel zu spät auf den Weg, um die Stunde, in der die Sonne am höchsten steht, bei einem schattenlosen und herrlich steilen Aufstieg zu genießen.

Umrundung der Laguna Negra

Die Laguna Negra liegt malerisch eingekesselt von Bergen und schönen Felsformationen. Über diese Felsen führt der Weg zunächst um die Lagune herum. Die Wanderstöcke können anfangs getrost im Rucksack bleiben, denn bei dem Gekraxel hat man besser beide Hände frei.

 

Die schwierigste Passage bei der Lagunen-Umrundung ist mit einem Drahtseil und Trittstufen auf beiden Seiten des Felsens gesichert.

Falls Du wie ich Höhenangst hast und Wörter wie „Drahtseil“ oder „Trittsicherheit“ bisweilen für Herzrasen sorgen, kann ich Dich beruhigen.

Das Seil hilft ungemein, der Fels ist nicht sonderlich exponiert und ich habs auch geschafft (ohne Herzrasen)!

Aufstieg zum Cerro Bailey Willis & erster Blick auf den Tronador

Am Ende der Lagune wartet der erste Aufstieg des heutigen Tages: der Cerro Bailey Willis.

Über ein Geröllfeld geht es nach oben. Während kurzer Verschnaufpausen genießen wir den Blick über die Laguna Negra, das immer kleiner werdende Refugio und das Catedral-Massiv in der Ferne.

Wir müssen nicht zum Gipfel des 1950 Meter hohen Bailey Willis, sondern lediglich zu einem Sattel zwischen Cerro Negro und Bailey Willis.

Oben angekommen lohnt es sich, eine längere Pause einzulegen und das wundervolle Panorama zu genießen.

 

Der gletscherbedeckte Riese Tronador, der den Nationalpark Nahuel Huapi bewacht, zeigt sich in seiner vollen Pracht. Mit seinen 3491 Metern überragt er die anderen Berggipfel. Der Schichtvulkan liegt auf der argentinisch-chilenischen Grenze. Einer seiner 3 Gipfel gehört zu Argentinien, der andere zu Chile, der höchste ist international.

 

Wir sehen auch ein kleines Stück vom Brazo de la Tristeza des Nahuel Huapi Sees sowie unser Tagesziel, die Laguna CAB.

Und wir sehen, was wir vorher schon wussten: Uns steht ein sehr langer, steiler Abstieg ins Tal bevor –, um dann alles wieder hinaufzusteigen.

Abstieg ins Tal zum Zusammenlauf der Bäche Lluvco und La Chata

Anfangs führt der Weg über loses Gestein und schwarzen Vulkansand in Richtung Tal. Das Gelände ist zwar steil, aber nicht schwer zu begehen.

Wir kommen schnell voran und es macht Spaß, im weichen Sand zu versinken.

 

Im valdivianischen Regenwald wird der Abstieg steiler, zum Teil müssen große Stufen überwunden werden, welche die Knie ab und an schmerzvoll aufschreien lassen. Bei Regen verwandelt sich dieser Teilabschnitt in eine Schlammpiste.

Aber auch wenn es wie bei uns staubtrocken ist, bleibt der ein oder andere Sturz nicht aus.

Wir hangeln uns von Baum zu Ast zu Wurzel, um besseren Halt zu bekommen.

Am Arroyo Lluvco füllen wir unsere Wasserflaschen auf. Wir sind schon leicht erschöpft.

Aber es geht noch weiter bergab.

 

Caña Colihue, eine hiesige Bambusart, macht es uns stellenweise schwer, den Weg zu erkennen.

Wir kämpfen uns durch das widerspenstige Geäst, das schnelles Vorwärtskommen prima zu verhindern weiß.

Aufstieg zur Laguna CAB (LLuvu)

An der Stelle, wo die Bäche Lluvco und La Chata zusammenfließen, ist der Abstieg geschafft. Die Knie dürfen sich erholen.

Der Kopf hingegen kämpft weiter!

Denn der erste Teil des Aufstiegs zur Laguna CAB ist nicht nur steil, sondern führt weiterhin durch den zwar schön anzusehenden, aber verflixten valdivianischen Regenwald hindurch.

Zu den kreuz und quer stehenden Caña-Colihue-Pflanzen gesellen sich umgefallene Lenga-Bäume.

 

Wir kriechen mal auf allen Vieren, mal robben wir auf dem staubigen Boden, dann wieder klettern wir über hohe Baumstämme, immer darauf bedacht, uns nicht die Augen an der Caña Colihue auszustechen.

Die Kamera bleibt während des Bambus-Abenteuers im Rucksack. Dieser wird abermals zur Last und drückt nicht nur auf den Rücken, sondern auch auf die Stimmung. Aber das lässt sich keiner anmerken.

Indem wir uns lustige Anekdoten aus dem Leben erzählen, die wir der Kategorie „Was in den Bergen erzählt wird, bleibt in den Bergen“ zuordnen, kommt allmählich Licht ins Grün der Lenga-Scheinbuchen und Caña Colihue.

Dort, wo der Berg auf den blauen Himmel trifft, liegt die Laguna CAB.

Weiterhin steil, aber weniger anstrengend führt der sandig-erdige Weg vorbei an gelbfarbigen Amancay-Blumen.

Nach einem steilen Zickzack durch einen Lenga-Wald geht es über Felsen am Fluss entlang hinauf zur Lagune.

Hier haben zwar einige schon ihr Nachtlager aufgeschlagen, die offizielle Camping-Zone liegt aber auf der anderen Seite der Lagune.

 

Die späte (okay, sehr späte) Abendsonne im Rücken, machen wir uns auf den Weg dorthin.

Normalerweise muss man hier durchs Wasser waten (daher sind Schuhe zum Wechseln angebracht), aber als wir dort waren, war der Wasserstand so niedrig, dass wir gemütlich am Strand entlanglaufen können.

Mit dem (aller-aller) letzten Tageslicht schlagen wir die Zelte auf und schwören uns, am nächsten Tag früher loszuwandern (hahahahaha).

Als wir das Essen zubereiten, steht der Vollmond bereits hoch am Himmel.

Wir trotzen der Müdigkeit und genießen das wundervolle Naturschauspiel und die Stille noch ein, zwei Stunden, dann ist endgültig Schicht im Schacht.

Hier gehts weiter mit dem 3. Teil: Von der Laguna CAB zum Mallín del Mate Dulce

Vollmond über der Laguna CAB
Vollmond über der Laguna CAB

Auf einen Blick: Von der Laguna Negra zur Laguna CAB (Lluvu)

  • Entfernung: 9 Kilometer
  • Höhenmeter: ↗ 570 m, ↘ 685
  • maximale Höhe: 1792 m (Bailey Willis)
  • Dauer: 7 Stunden; wir haben mit Pausen ca. 9 Stunden gebraucht
  • Schwierigkeit: schwer (Einschätzung der argentinischen Nationalparkverwaltung und des Club Andino)

 

Die Laguna CAB verfügt über keine Hütte, zelten ist erlaubt. Die Camping-Zone ist gekennzeichnet.

 

  • Laguna CAB: Selbstversorgung
  • Wasser aus der Lagune (evtl. entkeimen durch Abkochen, Wasserfilter, Chlortabletten o.Ä.)
  • Toilette: ja, der Wald. Denk daran, Deine Hinterlassenschaften gut zu begraben und Deinen Müll mitzunehmen!

Diese Artikel könnten Dich auch interessieren:

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Rachelle (Freitag, 01 Mai 2020 13:51)

    Wow Simone � wunderschöne Erzählungen und noch schönere Bilder. Ich freue mich schon auf die weiteren Beiträge, die mein Fernweh ein wenig stillen!

  • #2

    Argentinien24/7 (Samstag, 02 Mai 2020 10:22)

    Danke, liebe Rachelle! Schön, dass Dir die Beiträge gefallen. Es gibt auch gleich noch Nachschub...