Rund um Bariloche in der Provinz Río Negro gibt es zahlreiche tolle Wanderwege.
Eintageswanderungen, mehrtägige Touren, Möglichkeiten zum Klettern – für jeden ist das Richtige dabei.
Eine beliebte und dennoch nicht überlaufene Tour ist die Fünf-Tages-Wanderung von Colonia Suiza nach Pampa Linda, die sogenannte Fünf-Lagunen-Tour (obwohl man eigentlich an sechs Lagunen vorbeikommt).
Wie die einzelnen Etappen aussehen, erfährst Du hier und in den folgenden Artikeln.
2017 starteten wir einen ersten Versuch, von Colonia Suiza nach Pampa Linda zu wandern. Das Wetter und andere Dinge kamen dazwischen, wir mussten die Route ändern und stark abkürzen.
Am 7. März 2020 saßen wir wieder mit Wanderschuhen und Rucksack im Flieger nach Bariloche.
Der Plan: die Mehrtageswanderung 5 Lagunen, von Colonia Suiza nach Pampa Linda sowie weitere Wanderungen rund um den wunderschönen Tronador-Berg, den „Donnerer“ mit seinen drei Gipfeln.
Cerro Tronador, das Ziel der 5-Lagunen-Wanderung:
Von Colonia Suiza nach Pampa Linda: 5 Tage – 5 Freunde – 5 Lagunen
Für die 5-Lagunen-Wanderung sollte man 5 Tage einplanen – das rät jeder Reise- bzw. Wanderführer. Wer gut zu Fuß ist, schafft es in 4 Tagen. Wer supergut zu Fuß ist, in 3. Den Rekord halten derzeit ein paar Argentinier, welche die Tour innerhalb eines Tages gelaufen sind.
Wenn bei Dir (wie auch bei mir) der Genuss im Vordergrund steht, empfehle ich dir ca. 1 Woche für die Tour einzuplanen.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Du kannst lange Strecken aufteilen, den Blasen an den Füßen einen Tag Erholung in schönster Natur gönnen, bleibst bei Schnee, Regen, Hagel und Sturm den ganzen Tag im Zelt, hast Zeit, versteckte Blumen am Wegesrand zu entdecken und vor allem kannst Du solche Aussichten stundenlang genießen, ohne dass die innere Uhr Dich weitertreibt:
Wir waren zu fünft unterwegs, auch das ist ein großer Vorteil, da wir das Gewicht besser aufteilen konnten.
Denn das ist natürlich ein wichtiger Faktor und muss vorher genau geplant werden:
Die erste und letzte Nacht schläfst Du in bewirteten Hütten (oder auch im Zelt), die restlichen Tage in der Wildnis.
Also musst Du genügend Verpflegung mitnehmen. Und je länger Du planst unterwegs zu sein desto mehr Essen brauchst Du, desto schwerer wird der Rucksack...
Zur Organisation und Vorbereitung wird es einen extra Artikel geben.
Die geplante Route für zwei Wochen im Nahuel Huapi Nationalpark war Folgende:
Fünf-Lagunen-Trekking zwischen Plan und Wirklichkeit
Es sah während der ersten Woche ganz danach aus, als könnten wir die Tour dieses Mal genauso realisieren wie geplant.
Sogar das Wetter spielte mit. Gracias, Patagonia!
Der Berg Tronador, das Ziel der Tour, versteckt sich normalerweise gerne hinter Wolken, selbst wenn der Himmel sonst wolkenfrei ist.
Doch nicht einmal das war der Fall, wir hatten die vergletscherte Schönheit immer im Blick.
Auch Essen hatten wir ausreichend dabei. Alle waren wohlauf, keine gebrochenen Füße oder sonstigen Unfälle.
Trotzdem konnten wir die Tour nicht wie geplant fortsetzen.
Denn während wir eine Woche lang ohne Handyempfang und Kontakt zu anderen Menschen Grat um Grat erklommen, kam die Welt außerhalb der einsamen fünf Lagunen zum Stillstand.
Als der Hüttenwirt an der Laguna Ilón mit ernstem Gesicht zu uns kam und meinte, er habe schlechte Nachrichten, dachten wir alle, dass es kein Abendessen gebe.
Was er tatsächlich sagte: Ihr müsst evakuiert werden. Alle argentinischen Nationalparks schließen wegen Corona.
COVID-19, ein Faktor, an den wir während unserer monatelangen Tourenplanung natürlich NICHT gedacht hatten!
Es bewahrheitet sich wieder einmal: Der einzige Plan, den Du auf Reisen machen kannst, ist der, dass der Plan sich ändern wird!
Das soll kein Artikel über das Corona-Virus werden. Davon sind die Medien ja schon voll genug.
Diese wunderschöne mehrtägige Wanderung an der frischen Luft (FRISCHE LUFT! NATUR!) soll Dich vielmehr von den Gedanken, die wir alle in letzter Zeit haben, ablenken.
Hast Du Lust?
Kommst Du mit ins Herz des Nahuel Huapi Nationalparks, wo
nichts zählt, als einen Fuß vor den anderen zu setzen,
man bisweilen zitternd und vor Schweiß triefend über Felsen kraxelt,
die Lenga-Bäume die teure Funktionskleidung in Fetzen zerreißen,
sich die Gedanken um die nächste Wasserquelle und Essen drehen,
man mitunter fluchend auf dem Boden liegt, nur um im nächsten Moment Freudentränen in den Augen zu haben,
die Gewalt der Natur schlaflose Nächte beschert,
die Sterne sich verdoppeln,
man jede Minute einen Sonnenaufgang erlebt...?
Kommst Du mit?
Dann lass uns nicht noch mehr Worte verlieren, los geht’s mit der ersten Etappe:
1. Etappe: Von Bariloche zum Refugio Laguna Negra (Italia / Manfredo Segre)
Bariloche, die „Hauptstadt des Abenteuer-Tourismus“, ist Ausgangspunkt für sämtliche Wanderungen im Nahuel Huapi Nationalpark.
Alle wichtigen Infos zur Anreise, Unterkünften, Sehenswürdigkeiten usw. findest Du in meinem Bariloche-Guide.
Nahuel Huapi Traverse: Registrierung
Für jede Wanderung im Nationalpark musst Du Dich bei der APN (argentinische Nationalparkverwaltung) bzw. beim Club Andino (das hiesige Pendant zum Alpenverein) registrieren.
Das kannst du online machen oder vor Ort.
Hinweis: Solange der Park aufgrund von Corona geschlossen ist, ist die Registrierung natürlich nicht möglich.
- Adresse APN: Av. San Martín 24
- Adresse Club Andino: 20 de Febrero 30
Der Vorteil, persönlich vorbeizugehen ist der, dass die Nationalparkverwaltung Dir Informationen rund um die Beschaffenheit der Wege usw. geben kann.
So erfuhren wir 2017 dort, dass eine Brücke im Frías-Tal eingestürzt und der Weg geschlossen war. Das erspart Frust vor Ort!
Die Registrierung ist eine Sicherheitsmaßnahme.
Du musst Angaben zur
- Dauer,
- Route,
- Deiner Bergerfahrung und
- Deiner Ausrüstung machen sowie
- einen Notfallkontakt hinterlassen.
Nimm das Ernst, es verlaufen sich und verschwinden immer wieder Personen im Nahuel Huapi, die falsche Angaben gemacht und sich so ihre Chance auf Rettung im Notfall verspielt haben!
Von Bariloche nach Colonia Suiza
Die Wanderung startet im 25 Kilometer entfernten Örtchen Colonia Suiza am Fuße des Cerro López.
Vom Zentrum in Bariloche gibt es zwei Möglichkeiten, dorthin zu kommen: Am einfachsten ist der Bus Nr. 10, der direkt nach Colonia Suiza fährt. Dieser fährt nur 7x täglich und ist dementsprechend meist voll, denn Colonia Suiza ist ein beliebtes Ausflugsziel für Tagestouristen.
Um bei Tageslicht zur Laguna Negra zu kommen, solltest Du allerspätestens den Bus um 13:35 Uhr nehmen (und auch das nur im Hochsommer und wenn Du gut zu Fuß unterwegs bist).
Alternativ kommst Du mit der Kombination der Línea 20 + Línea 13 nach Colonia Suiza. Die Linie 20 fährt alle 20 Minuten. Aussteigen musst Du am Kilometer 18 (kurz nach dem Hausberg Cerro Campanario). Direkt an der linken Ausfahrt des Kreisverkehrs findest Du die Haltestelle der Linie 13 (Ruta Provincial 77 / Circuito Chico).
Hier die Buspläne der Linie 20 und der Linie 13 (fährt stündlich).
ACHTUNG: Wie in vielen Städten Argentiniens können die Busfahrten nur mit der aufladbaren SUBE-Karte bezahlt werden.
Die Strecke Bariloche-Coloniza Suiza mit der Linie 10 kostet aktuell 35 Pesos (März 2020).
Von Colonia Suiza zur Laguna Negra
Colonia Suiza ist wie gesagt ein beliebtes Ausflugsziel. In der Hochsaison platzt der kleine Ort aus allen Nähten.
Neben Kunsthandwerk, Apfelstrudel, Sauerkraut und Gulasch mit Spätzle gibt es dort einige Bars, die selbstgebrautes Bier anbieten, für das die Gegend um Bariloche bekannt ist.
Wir wollen von dem Trubel jedoch nichts wissen, sondern eintauchen in die stille Welt der Berge.
Der Wanderweg beginnt ca. 150 Meter nach der Cervecería Berlina auf der linken Seite.
Hier lässt Du für die kommenden Tage den Handyempfang zurück.
Der Weg führt die meiste Zeit leicht ansteigend durch einen wunderschönen Scheinbuchen-(Lenga-) Wald und ist ideal zum Warmwerden, da er keinerlei technische Schwierigkeiten aufweist.
Zudem sind die Wege sehr gut gekennzeichnet.
Die Wasserflaschen kannst Du direkt am Arroyo Goye auffüllen, einem klaren Gletscherfluss, dessen sanftes Plätschern Dich während der ersten Stunden begleitet.
El maldito Caracol – jetzt geht’s bergauf!
Eine kleine Lichtung im Wald lädt zur Pause ein. Bald darauf ist der Cerro Negro in Sicht. Der Weg führt vorbei an einer weiteren Lichtung, wo man im Notfall zelten darf. Hier wird es ernst.
Wir überqueren den Fluss. Das ist die letzte Möglichkeit Wasser aufzufüllen vor dem Schlussanstieg zum Refugio.
Dieser hat es in sich und wer bisher noch nicht ins Schwitzen kam, darf das jetzt nachholen: Während es bisher gemächlich bergauf ging, windet sich der Weg nun in steilen Kurven den umliegenden Gipfeln entgegen.
Etwa 800 Höhenmeter müssen auf knapp 2 Kilometern zurückgelegt werden.
Technisch nicht schwer, aber ermüdend, denn hinter uns liegen ja bereits 12 Kilometer und allmählich machen sich die 16 Kilo auf dem Rücken bemerkbar.
Das Motivierende ist: Wenn diese Höhenmeter geschafft sind, haben wir unser heutiges Ziel erreicht.
Denn am Ende des Caracol-Anstiegs liegt das Refugio Laguna Negra / Italia / Manfredo Segre.
Refugio Laguna Negra / Italia / Manfredo Segre
Am Refugio genießen wir den herrlichen Blick auf die erste der namensgebenden fünf Lagunen und auf die messerscharfen Spitzen des Cerro Catedral Massivs in der Ferne.
Heute schlafen wir nicht im Zelt, sondern im Matratzenlager, und wir lassen uns von den Refugieros, den Hüttenwirten, bekochen.
Diese müssen den Caracol so viele Male und mit all den Lebensmitteln deutlich schwerer bepackt zurücklegen.
Natürlich kannst Du auch zelten und draußen kochen oder sogar die Küche gegen ein kleines Entgelt mitbenutzen.
Wir sind aber der Ansicht, dass wenn es in so einer Gegend fernab der nächsten Ortschaft schon ein derartiges Angebot gibt, man es wahrnehmen und so die Organisation unterstützen sollte.
Nur aus diesem Grund gönnen wir uns auch ein Bier. ;-)
Die Refugieros sind so nett und bieten uns an, die leeren Bierdosen beim nächsten Mal selbst mit nach Colonia Suiza zu nehmen, damit wir nicht gleich am ersten Tag Müll ansammeln.
Eigentlich muss man seinen Müll selbst mit zurück nach Bariloche nehmen.
Das solltest Du bei der Planung berücksichtigen, denn Müll wiegt natürlich auch.
Bevor wir es uns in unseren Schlafsäcken gemütlich machen, wagen wir uns noch einmal hinaus in die kalte patagonische Nacht.
Der Mond ist fast voll und geht erhaben über den Bergen auf, um kurz darauf die ganze Lagune golden anzustrahlen.
Im Mondschein stehend blicken wir hinunter ins dunkle Tal, von dem wir gekommen sind, und über die Lagune hinweg auf den hell erleuchteten Cerro Bailey Willis, unser nächstes Gipfel-Abenteuer.
Aber dieses muss bis Morgen warten... Neugierig? Hier gehts weiter zum zweiten Teil, von der Laguna Negra zur Laguna CAB.
Auf einen Blick: Von Colonia Suiza zum Refugio Laguna Negra
- Entfernung: 14 Kilometer
- Höhenmeter: ↗ 924 m, ↘ 170 m
- maximale Höhe: 1650 m (Laguna Negra)
- Dauer: 5 Stunden
- Schwierigkeit: mäßig (Einschätzung der argentinischen Nationalparkverwaltung und des Club Andino)
Refugio Laguna Negra ( Refugio Italia / Manfredo Segre)
- Übernachtungsmöglichkeit: ja, mit Schlafsack im Matratzenlager, Kapazität für 60 Personen
- Zelten: ja, Kapazität für 20 Zelte
- Toilette: ja
- Dusche: nein
- Vorherige Reservierung nötig: nein
- Verpflegung: ja. Die aktuelle Preisliste und eine Übersicht aller angebotenen Speisen und Getränke findest Du auf der Webseite des Refugio Laguna Negra.
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Steffi (Freitag, 24 April 2020 08:54)
Wieder mal ein richtig toller Beitrag mit wunderschönen Impressionen! Da packt einen sofort das Fernweh...
Liebe Grüße
Steffi
Argentinien24/7 (Freitag, 24 April 2020 10:06)
Danke, liebe Steffi. Schön, dass Dir der Beitrag gefällt.
Und eine Portion Fernweh in dieser seltsamen Zeit kann mit Sicherheit nicht schaden. ;-)
Liebe Grüße & bleib gesund
Simone