Sie wird „la Linda“ (die Schöne) oder „Stadt des ewigen Frühlings“ genannt: Salta ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Nordwesten Argentiniens. Sie liegt auf 1187 Metern über dem Meeresspiegel im Tal Valle de la Lerma östlich der Anden und zieht mit ihrer hübschen Altstadt im spanischen Kolonialstil viele Reisende in ihren Bann.

Salta ist... anders.

Mit einigen Ausnahmen wie etwa dem gepflegten Stadtkern oder dem Aussichtspunkt auf dem Hausberg San Bernardo wird Salta ihrem Beinamen „la Linda“ nicht unbedingt gerecht. Man scheint ihr den Stempel „erwachsen“ aufgedrückt zu haben, als sie eigentlich noch nicht einmal richtig in die Kinderschuhe passte. Irgendwie in Richtung Moderne gepuscht und zugleich vergessen im Land der Träume, erlebte sie in den letzten Jahren ein ebenso rasantes wie chaotisches Wachstum.

In Salta treffen Gegensätze aufeinander, die die Stadt einerseits zwar hübsch lebendig machen, sie zugleich aber auch zu verschlingen drohen.

Nach einem langen Tag zu Fuß in Salta ist man abends wahrscheinlich überwältigt von den Eindrücken, der schönen Architektur, den traditionellen Märkten, der Farbenpracht, den Menschen, und gleichzeitig dröhnen die Ohren vom wilden Gehupe auf den immer vollgestopften, nach Abgas stinkenden Straßen.

Salta ist so vieles, Salta ist schwer greifbar, vom Sommer-Smog eingehüllt, diffus, irgendwo zwischen traditionellem und modernem Leben. Wenn sich die Sonne hinter den grünen Hügeln verabschiedet, erlebt die Stadt ihren zweiten Tag. In der Kneipen-Straße tönt es aus den traditionellen Restaurants, in denen meist Peña-Folklore-Veranstaltungen angeboten werden, ebenso lautstark wie in den hippen Gin-Bars, die vor ein paar Jahren ihren Weg in die alten Gemäuer gefunden haben. Für jeden ist etwas geboten, beinahe rund um die Uhr.

Ein paar Sehenswürdigkeiten stelle ich Dir in diesem Artikel vor.

Ein guter Ausgangspunkt für Erkundungstouren ist – wie in fast jeder argentinischen Stadt – der zentrale Platz. Rund um die Plaza 9 de Julio liegen ein paar der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Saltas, es gibt dort aber auch viele Cafés, Bars und Restaurants. Wer auf der Suche nach regionaltypischen Souvenirs ist, wird dort in den Kunsthandwerksläden ebenfalls fündig.

Der zentrale Platz Plaza 9 de Julio in Salta

Am Hauptplatz liegt die Kathedrale von Salta mit dem angrenzenden Bischofspalast, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Das ornamentreiche Gebäude im Neobarock-Stil steht seit 1941 unter Denkmalschutz. Jedes Jahr am 15. September wird in Salta zu Ehren der Schutzpatrone das Fest des Wunders („Fiesta del Milagro“) gefeiert, eine der wichtigsten Feierlichkeiten der Provinz. In riesigen Prozessionen, die an der Kathedrale beginnen, wird der „Jungfrau des Wunders“ gedankt, die ein verheerendes Erdbeben im Jahr 1692 gestoppt haben soll.

Öffnungszeiten der Kathedrale:

• Mo – Do: 06:30 – 12 Uhr, 17 –20 Uhr
• Fr: 06:30 – 12 Uhr, 16:30 –20 Uhr
• Sa: 07:30 – 12 Uhr, 16:30 –20 Uhr
• So: 07:30 – 13 Uhr, 17 – 21:30 Uhr

Die Kathedrale von Salta an der Plaza 9 de Julio

Das ebenfalls am Hauptplatz gelegene Rathaus von Salta gehört mit seinen weiß getünchten Arkadengängen zu den schönsten Koloninalbauten der Stadt. Während der Kolonialzeit wurde es als lokaler Regierungssitz erbaut. Heute beherbergt es das Museo Histórico del Norte, in dem die Geschichte der Stadt und Region sowie das Leben des Unabhängigkeitskämpfers General Martín Miguel de Güemes präsentiert werden. Ein schmucker Innenhof lädt zum Verweilen und Fotografieren ein.

Cabildo in Salta

Das Museum der Hochgebirgsarchäologie wurde 2004 eröffnet. Hier sind unter anderem die nahezu perfekt erhaltenen sterblichen Überreste dreier geopferter Kinder und die dazugehörigen Grabbeigaben aus der Inkazeit ausgestellt, die Archäologen am Gipfel des 6739 Meter hohen Vulkans Llullaillaco fanden. Hier kommst Du zur Webseite des Museums.

Weniger morbide geht es im Museo de Arte Contemporáneo zu, das zeitgenössische Kunst ausstellt.

Die hübschen Innenhöfe in Salta laden zum Verweilen ein und sind eine willkommene Abwechslung zum quirligen Treiben der Stadt.

Mit ihrer prunkvollen Rokoko-Fassade und aufwendigen Ornamenten aus Terrakotta, Elfenbein und Marmor ist die Basilika San Francisco eine der Hauptsehenswürdigkeiten in Salta. Der marmorne Altar wurde im 18. Jahrhundert im spanischen Cádiz eigens für die Basilika angefertigt. 54 Meter ragt der Kirchturm in den blauen Himmel und ist damit der höchste Südamerikas. Das Gebäude steht wie auch die Kathedrale seit 1941 unter Denkmalschutz und befindet sich nur 100 Meter von der Plaza 9 de Julio entfernt (Ecke Córdoba und Caseros).

Öffnungszeiten:

• Mo – Fr: 10:30 – 12:30 Uhr, 16:30 bis 18:30 Uhr
• Sa: 10:30 – 12:30 Uhr

Vom Hauptplatz aus erreicht man über die Caseros-Straße in östlicher Richtung nach vier Blocks das Convento de San Bernado, das 1586 errichtet wurde und ebenfalls sehenswert ist. Das hölzerne Eingangstor wurde im 18. Jahrhundert von indigenen Künstlern geschnitzt und ist heute ein beliebtes Fotomotiv.

Vom Hausberg San Bernardo genießt man einen schönen Blick über die Stadt, das Lerma Tal und die umliegenden Berge. Zum Aussichtspunkt gelangt man zu Fuß (Teerstraße) oder mit der Seilbahn (Teleférico).

Öffnungszeiten Teleférico San Bernardo:

• Mo – So: 9:00 – 19:30 Uhr (Ticketverkauf bis 19 Uhr)

Preis Hin- und Rückfahrt: je nach Wechselkurs ca. 5 Euro. Aktuelle Preise findest Du hier.

Oben gibt es mehrere Aussichtsterrassen, einen kleinen Park mit Wasserspielen und tollen Pflanzen sowie ein Café. Die Auswahl und Qualität an Snacks ist dort nicht gerade berauschend. Wenn Du auf dem Berg etwas essen möchtest, kauf es am besten vorher in der Stadt. Der San Bernardo Hügel ist auf jeden Fall ein schöner Ort für ein Picknick.

Die „Talstation“ der Bahn liegt neben dem Park San Martin. Dort gibt es einen kleinen Kunsthandwerksmarkt und der Park lädt ein, um dort zu verweilen und das geschäftige Treiben zu beobachten.

Mit dem Teleférico kommt man ganz bequem auf den Aussichtshügel San Bernardo

Die beste Adresse, um sich ins Nachtleben von Salta zu stürzen, ist die Balcarce-Straße. Dort reihen sich die Restaurants, Bars, Peñas und Pubs dicht an dicht und man kann sowohl lokale als auch internationale Gerichte probieren. In den Clubs ist vor 2 Uhr tote Hose. Am Wochenende und an Feiertagen findet in der Straße vormittags ein Kunsthandwerksmarkt statt.

Peñas sind typische Musik- und Tanzveranstaltungen der Region. In Argentinien gibt es verschiedene Folklore-Stile, die sich in der Kolonialzeit aus spanischer Volksmusik entwickelt haben, so auch der Folklore Andino bzw. Norteño, der mit der südbolivianischen Folkloremusik verwandt ist.

Als „Tempel des Folklore“ galt lange Zeit das Lokal Boliche Balderrama (Av. San Martín 1126), wo heute Peñas angeboten werden. Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst als Laden, in dem es „alles“ zu kaufen gab, von dem Peruaner Antonio Balderrama eröffnet, trafen sich hier in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die besten argentinischen Folklore-Musiker und Poeten. Das Lokal, zu seiner Blütezeit geführt von Juan Balderrama, wurde in einem der international bekanntesten Folklore-Lieder, Balderrama, verewigt. Allerdings hat es seit einer rundum Renovierung seinen ursprünglichen rustikalen Charme eingebüßt und ist heute vielmehr ein schicker Touri-Schuppen.

Ebenfalls beliebt ist die Peña La Vieja Estación (Balcarce 875).

...Sale cantando la noche desde lo de Balderrama...

Foto 1: Balderrama in Salta, früher Treffpunkt der Folkloremusiker, heute werden Peñas für Touristen veranstaltet. Seinen verruchten, rustikalen Charme hat der Laden längst eingebüßt.

Foto 2: Denkmal für Ladenbesitzer Juan Balderrama - in Folklore-Kreisen eine Legende - und einige der besten Folkloresänger Argentiniens. Von links nach rechts: Cafrune, Mercedes Sosa, Balderrama, Chaqueño Palavecino

Gastronomisch hat der Nordwesten Argentiniens einiges zu bieten. Die traditionelle Küche ist ein Mix aus andinen und spanischen Einflüssen. Unbedingt probieren solltest Du:

• Empanadas Norteñas: mit Gemüse und Fleisch gefüllte Teigtaschen
• Humitas / Tamales: bestehen aus Maisteig, der mit Fleisch, Käse und Gemüse gefüllt und in Maisblättern eingehüllt gedämpft wird
• Locro: herzhafter Eintopf mit Gemüse und Fleisch

Salta rühmt sich nicht umsonst damit, die Stadt des ewigen Frühlings zu sein. Das ganze Jahr über ist es meist sonnig und angenehm warm.

• Im Hochsommer (Dezember – Februar) erreichen die Temperaturen oft über 30 °C, dann ist es mir persönlich für City Touren schon zu heiß.
• Juni und Juli sind die kältesten Monate mit durchschnittlichen Temperaturen von ca. 15 Grad tagsüber, nachts sind Minusgrade keine Seltenheit.
• Der regenreichste Monat ist Januar mit rund 16 Regentagen.
• Allgemein sind die Sommer (Dezember – März) immer wieder von Niederschlägen geprägt, im Winter hingegen fällt kaum Regen.

• Mit dem Flugzeug: Salta wird mehrmals täglich von Buenos Aires angeflogen, aber auch von anderen touristischen Destinationen wie Iguazú, Córdoba oder Mendoza, entweder direkt oder mit Zwischenlandung (z.B. Bariloche – Córdoba – Salta).
• Mit dem Bus: Eine Fahrt mit dem Überlandbus dauert von Buenos Aires theoretisch 21 Stunden, praktisch aber meist deutlich länger. Salta ist mit dem Bus von fast allen Orten gut zu erreichen, Du musst einfach nur entsprechend Zeit einplanen.

Am Flughafen und im Zentrum von Salta gibt es einige Autovermietungen, darunter auch internationale wie Hertz, Europcar usw. Vom Flughafen kommst Du am besten mit dem Taxi ins Zentrum.

Auf Portalen wie Booking, Airbnb o.Ä. gibt es zahlreiche Unterkünfte. Bei meinem letzten Besuch 2022 war ich im zentral gelegenen Selina Salta Hostel, v.a. die hosteleigene Cafeteria / Bar kann ich empfehlen, super leckere Snacks, Veggie-Optionen, Drinks...

Sämtliche Infos rund um Salta Stadt, die Provinz sowie Exkursionen bekommst Du in der Touri-Info beim Hauptplatz.

• Adresse: Buenos Aires 93
• Öffnungszeiten: Mo – Fr: 8 – 20 Uhr, Wochenende & Feiertage: 9 – 20 Uhr
• geschlossen am: 1. Januar, 1. Mai, 15. September, 24.-25. und 31. Dezember

Hernando de Lerma gründete am 16. April 1582 im Auftrag der spanischen Krone die Stadt „Ciudad de Lerma en el valle de Salta“. Strategisch gewählt, war die Stadt war für die Transportrouten und Kommunikation zwischen Peru, Potosí (im heutigen Bolivien) und dem Río de la Plata ein wichtiger Knotenpunkt.

Salta war zunächst Teil des Vizekönigreichs Peru und ab 1776 gehörte die Region zum neu gegründeten Vizekönigreich Río de la Plata. Im Zuge der argentinischen Unabhängigkeitsbewegungen, ausgelöst durch die Mai-Revolution 1810, kam es hier zu Guerrillakämpfen der Gauchos unter der Führung von General Miguel de Güemes. 1812 gelang General Manuel Belgrano hier der erste Sieg gegen die Spanier.

Als Argentinien 1816 die Unabhängigkeit erlangte, geriet die Region jedoch in Vergessenheit und war wirtschaftlich ruiniert. Ende des 19. Jahrhunderts ließen sich hauptsächlich italienische, spanische, libanesische und syrische Einwanderer in der Region nieder und widmeten sich der Landwirtschaft – bis heute eine wichtige Einnahmequelle. Spätestens mit dem Bau der Eisenbahnlinie, die San Miguel de Tucumán mit Buenos Aires verband, erlebte auch Salta einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Von Salta aus werden viele Tagesausflüge in die Umgebung angeboten. Ich finde es allerdings schöner, ein Auto zu mieten und die Region auf eigene Faust zu erkunden.

Beliebte Ziele sind:

• der Süden der Provinz: das grüne Lerma-Tal, der Kaktus-Nationalpark Los Cardones, die pittoresken Weindörfer Cachi & Cafayate sowie die Bodegas in der Umgebung, die bizarren Felsformationen Quebrada de las Flechas & Quebrada de las Conchas (Artikel folgt)
• eine Fahrt mit dem Tren a las Nubes (Zug in die Wolken) ab San Antonio de los Cobres
• die Provinz Jujuy mit ihren andinen Bergdörfern, der Quebrada de Humahuaca und der Salzwüste Salinas Grandes

Du planst eine Reise nach Argentinien, hast aber nicht allzu viel Zeit? Salta und Umgebung kannst Du wunderbar in eine 3-wöchige Rundreise integrieren!

• Lama, Alpaka, Guanako, Vikunja - was ist der Unterschied?
• Miramar de Ansenuza & Mar Chiquita - am "kleinen Meer von Córdoba"
• Provinz La Rioja - Reiz der Kargheit
• Esteros del Iberá - ein untouristischer Touristenort
• Tren Patagónico: mit dem Zug von der Küste an die Anden