Im Grenzgebiet der Provinzen Salta und Jujuy befindet sich eine von drei großen Salzwüsten in Argentinien, die Salinas Grandes del Noroeste. Die Salinas sind zwar bei Weitem nicht so groß wie der berühmte Salar de Uyuni in Bolivien, aber dennoch ein beeindruckendes Naturschauspiel. Von der Quebrada de Humahuaca aus erreicht man sie ganz leicht im Rahmen eines Tagesausfluges. Oder man fährt direkt weiter über den atemberaubend schönen Paso de Jama in die chilenische Atacamawüste. Auch ein Abstecher nach San Antonio de los Cobres bietet sich an.
Von Purmamarca zu den Salinas Grandes - Cuesta de Lipán
Knapp 70 Kilometer vom beschaulichen Purmamarca entfernt, erstreckt sich die Salzwüste Salinas Grandes del Noroeste, ein beliebtes Ausflugsziel für Reisende aus der ganzen Welt. Man erreicht sie auf der gut ausgebauten Ruta Nacional 52, die allein schon zahlreiche Wow-Momente zu bieten hat. So etwa die Passstraße Cuesta de Lipán, die sich in engen Serpentinen über den Abra de Potrerillos bis zur Passhöhe Altos del Morado auf 4170 Meter über dem Meeresspiegel schlängelt. Die rund 212 Quadratkilometer große Salzwüste selbst liegt auf 3450 m und ist schon Weitem als surreal anmutende weiße Fläche zu erkennen.
Infolge tektonischer Veränderungen der Anden entstand hier vor 5 bis 10 Millionen Jahren ein über 800 Quadratkilometer großer See. Durch die Verschiebungen verloren mehrere Flüsse ihren Abfluss und bilden heute unter anderem die Salinas Grandes.
Salinas Grandes & Lithium – das „weiße Gold“
Die argentinische Provinz Jujuy liegt im sogenannten Lithium-Dreieck: Im Dreiländer-Eck zwischen Argentinien, Bolivien und Chile finden sich die größten Lithium-Vorkommen der Welt. „Wer gegen den Lithium-Abbau ist, darf kein Handy benutzen“, so die Worte des Gouverneurs der Provinz Jujuy, Gerardo Morales.
Rund zehn Kilo Lithium werden für die Herstellung einer einzigen Elektro-Auto-Batterie benötigt. In den letzten Jahren hat sich der Lithiumabbau mehr als verdoppelt, Tendenz steigend.
Projekte (und Umsetzungen) zum Lithium-Abbau gibt es in fast allen Salzseen der Andenländer, so auch an den Salinas Grandes del Noroeste. Hier leben 33 indigene Kolla-Gemeinschaften, viele davon von der Salzgewinnung, Weidewirtschaft und dem Tourismus. Sie befürchten negative Auswirkungen auf ihre Lebensgrundlage durch den zunehmenden Lithium-Bergbau multinationaler Unternehmen. Eines ihrer Hauptargumente dagegen ist der hohe Wasserverbrauch.
Mit den sozio-ökologischen Auswirkungen des Lithiumabbaus in Nordwest Argentinien hat sich der Forscher und Dokumentarfotograf Felix Dorn ausführlich beschäftigt. Wenn dich das Thema interessiert, kann dir auch noch diesen Artikel empfehlen.
Nun aber zurück zur Salzwüste.
Salzabbau an den Salinas Grandes
Die RN 52 führt auf einem Damm mitten durch die Salinas hindurch. Die meist aus Natriumchlorid bestehende Salzschicht ist etwa 30 cm dick. Das Salz wird zum Teil manuell aus den Becken gewonnen und mit Traktoren abgetragen. Neben dem menschlichen Konsum wird das Salz unter anderem auch für die Papierproduktion genutzt.
Salinas Grandes del Noroeste – weiße Wüste bis zum Horizont
Nach starkem Regen ist die weiße Oberfläche für einige Tage überschwemmt und aus der Salzwüste wird wieder ein Salzsee. Es ist ein ganz besonderes Spektakel, wenn sich die Wolken und der stahlblaue Himmel im Wasser des Salzsees spiegeln. Hat es nicht geregnet, ist das Salz trocken und hart, was nicht weniger eindrucksvoll ist.
Es gibt an den Salinas einen kostenlosen Parkplatz mit (kostenpflichtigen) Toiletten und Ständen, an denen die Einheimischen Artesanías (Kunsthandwerk) verkaufen. Guides bieten geführte Touren zu den Salzgewinnungsbecken mit anschließender Foto-Session an. Das geht aber genauso gut ohne Führer. Zudem wird seit Ende 2021 ein kleines Eintrittsgeld verlangt (200 Pesos, also je nach Wechselkurs etwa 1 Euro, Stand: April 2022).
Das darf im Tagesrucksack auf keinen Fall fehlen, wenn du den Salinas einen Besuch abstatten möchtest:
- Sonnencreme
- Sonnenbrille
- Kopfschutz
- Kamera
- Wasser
Viele Touranbieter in Salta Stadt und in den Dörfern der Quebrada de Humahuaca haben die Salinas Grandes im Programm. Die schönere Alternative ist, wie ich finde, ein Auto zu mieten und die Gegend auf eigene Faust zu erkunden. Du kannst dann je nach Laune weiter fahren bis zur chilenischen Grenze oder eine mehrtägige Tour daraus machen und von den Salinas weiterfahren nach San Antonio de los Cobres.
Von Salinas Grandes nach San Antonio de los Cobres
Von Purmamarca kommend biegt man kurz vor den Salinas auf einen Schotterweg ins knapp 100 Kilometer entfernte San Antonio de los Cobres ab (ausgeschildert). Der Straßenzustand sollte unbedingt vorher bei der Vialidad Nacional geprüft werden. Außerdem ist die Mitnahme eines Ersatzreifens Pflicht. Die Straße ist wenig befahren und die wenigen, die sich auf das Abenteuer einlassen, dürfen sich nicht selten über einen geplatzten Reifen freuen.
Die Strecke führt an keiner Siedlung vorbei, die nächste Werkstatt befindet sich also erst in San Antonio de los Cobres.
Umgeben von eindrucksvollen schneebedeckten Bergriesen, kann man hier schön in die Welt der Puna eintauchen. Spärlich die Flora, dafür bereichern Begegnungen mit Eseln, Pferden, Vikunjas, Guanakos und Lamas die Reise.
Puna-Hochebene zwischen Salinas Grandes & San Antonio de los Cobres
San Antonio de los Cobres – ein typisches Puna-Dorf
San Antonio de los Cobres liegt auf 3775 m und ist eine einfache, schmucklos-triste Bergbausiedlung, wo es ein Hotel (Hotel de las Nubes) mit Restaurant sowie ein paar einfache Unterkünfte gibt. Die touristische Hauptattraktion ist der Tren a las Nubes – der Zug, der in die Wolken fährt (Touren können auch von Salta Stadt aus gebucht werden). Mehr Infos über die Zugfahrt findest du in meinem Buch „111 Gründe, Argentinien zu lieben“, Grund 96. Wer die extra für Touristen überteuerte Zugfahrt meiden möchte, fährt von San Antonio de los Cobres mit dem Auto zum 18 Kilometer entfernten Eisenbahnviadukt La Polvorilla und sieht mit etwas Glück den Wolkenzug darüber tuckern.
Diese Fahrt kann je nach Zustand der Schotterpiste zu einem wahren Abenteuer werden. Wem das den Adrenalinpegel noch nicht bis in die Wolken geschossen hat, wagt die Fahrt auf der Ruta 40 über den Abra del Acay (4895 m) nach Cachi. Aber bitte nur bei gutem Wetter, bester Gesundheit, möglichst mit Allradantrieb und nicht ohne sich vorher auf dem Kommissariat nach dem Straßenzustand erkundigt und sich dort für die Fahrt registriert zu haben. So können die Polizisten den Kollegen im südlich des Passes gelegenen La Poma Bescheid geben und eine Rettungsaktion starten, wenn man dort nach 24 Stunden noch nicht angekommen ist.
Viadukt La Polvorilla
Alternativ genießt man einfach einen wunderschönen Tag bei den Salinas Grandes und fährt am Abend zurück nach Purmamarca, denn die Quebrada de Humahuaca hat ebenfalls viele wunderschöne Plätzchen zu bieten.
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