Ruta 41, Provinz Santa Cruz – Panoramastraße zwischen Los Antiguos & Lago Posadas

Abenteuer on the road, abseits der Touristenströme: Die Ruta Provincial 41 gehört landschaftlich zu den reizvollsten Panoramastraßen Südpatagoniens. Sie verbindet in 150 Kilometern Los Antiguos mit Lago Posadas / Hipólito Yrigoyen, und von dort wiederum gibt es seit ein paar Jahren eine neue Verbindung der kleinen Ortschaft mit dem Nationalpark Perito Moreno.

 

Die 41 verläuft parallel zur bekannten Panamericana RN 40, die Alaska mit Feuerland verbindet, dicht entlang der Anden und der Grenze zu Chile. Ebenso wie ihre große Schwester 40, ist die 41 eine Straße für Entdecker, die, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben, Natur in ihrer reinsten Form erleben und einen Tag „off“ genießen wollen: offroad und off the beaten path, ohne Handyempfang.

 

Ruta 41 – beste Reisezeit & Straßenzustand

Die Ruta 41 ist in den Monaten von November bis April befahrbar, die restliche Zeit des Jahres liegt meist zu viel Schnee. Schnee ist auf der Ruta 41 aber auch im Sommer nicht selten und nach starken Regenfällen sind nur die ersten Kilometer passierbar. Immer wieder bleiben Fahrzeuge, selbst Geländewagen, im Schlamm stecken und müssen abgeschleppt werden, was in dieser Einsamkeit keine Leichtigkeit ist. Dass man bei günstigen klimatischen Bedingungen auch mit dem PKW durchkommt, davon kann unser kleiner Gol ein Liedchen singen. Anfang 2024 bin ich zum zweiten Mal auf der RP 41 unterwegs, dieses Mal mit einer 4-köpfigen Reisegruppe und einem Fahrzeug mit Allradantrieb.

 

 

Der Zustand der Straße sollte in Los Antiguos unbedingt erfragt und von verschiedenen Quellen verifiziert werden. 2019 wurde mir sowohl in der Touristeninformation als auch auf dem Polizeirevier gesagt, die Straße sei aufgrund eines heftigen Regenfalles vor ein paar Tagen gesperrt. Eine Marmeladenverkäuferin versicherte mir jedoch, dass sich die „großen Maschinen“ am Morgen auf den Weg gemacht hätten, die Straße zu ebnen. Diese Version wurde mir vom Parkranger bestätigt.

 

In diesem Jahr versicherte mir bereits der Grenzbeamte bei der Einreise nach Argentinien, dass die Straße in gutem Zustand sei. Der Himmel war tiefblau, und dem Abenteuer stand nichts mehr im Wege – zumindest nachdem wir das Auto vollgetankt hatten. Denn Tankstellen sind, wie ich gerne betone, die Oasen Patagoniens und entsprechend rar in der immensen Weite der Steppe und Hochtäler. In den Zapfsäulen in Los Antiguos herrschte gähnende Leere, sodass wir zunächst ins 60 Km entfernte Perito Moreno fahren mussten, um dort zu tanken.

 

Kostenloser Audioguide für die Ruta 41

Auf der Webseite der Provinz Santa Cruz kann ein kostenloser Audioguide in spanischer Sprache runtergeladen werden, der neben traditionellen Folkloreliedern aus der Region die wichtigsten Sehenswürdigkeiten entlang der Ruta 41 beschreibt und viele interessante Zusatzinformationen liefert. Das lege ich allen ans Herz, die Spanisch sprechen. Die Musik und Erläuterungen verleihen der Reise zusätzlich zur grandiosen Landschaft etwas Besonderes.

 

Unterwegs auf der Ruta 41 zwischen Los Antiguos und Lago Posadas

Unterwegs auf der Ruta Provincial 41

Entlang der 41 gibt es einige Miradores (Aussichtspunkte). Am ersten Mirador genießt man einen letzten Panoramablick über Los Antiguos und den Lago Buenos Aires. Die Schotterstraße windet sich nun stetig nach oben.

 

Der Übergang von der Steppe zum Wald, ecotono genannt, ist von den Anden auf der einen und der Hochebene Meseta Buenos Aires auf der anderen Seite eingerahmt. Diese Hochebene gehört seit 2014 zum ersten grenzübergreifenden Nationalpark zwischen Chile und Argentinien, dem Parque Patagonia. Während es auf der chilenischen Seite im Park bereits Wanderwege, Zeltplätze und einfache Hütten gibt, steckt die touristische Infrastruktur auf der argentinischen Seite noch in ihren Kinderschuhen. Der Park wurde unter anderem zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Vogelart Macá Tobiano errichtet.

 

 

Rechter Hand fließt der Río Jeinimeni, der jedoch bald zwischen den schroffen Bergen verschwindet, links leuchten bizarre Felswände in kräftigen Farben mit dem blauen Himmel um die Wette. Flüsse, Lagunen und Schluchten haben eine Landschaft geschaffen, die man so schnell nicht wieder vergisst. Nach der ersten Überquerung des Río Zeballos auf einer klapprigen Brücke, ist der gleichnamige Berg Monte Zeballos (2750 m) in Sicht. Mit seinem nach oben spitz zulaufenden Gipfel ist er der Hauptdarsteller dieser malerischen Route, und steht in einem schönen Gegensatz zum eher rundlichen und wesentlich kleineren Cerro Boleadora.

 

 

Man kann der Flora förmlich beim Schrumpfen zusehen: Die vom Wind geformten ñire-Wälder werden bald durch kleinere lenga-Büsche (beide aus der Familie der Nothofagus-Scheinbuchengewächse) abgelöst, bis schließlich die Baumgrenze erreicht ist und zwischen den Felsen nur noch Moose und trockenes Gestrüpp auszumachen sind.

 

 

Am höchsten Punkt der Ruta 41 – El Portezuelo – angekommen, kann ich mich nicht zwischen Anmut, Freude, Tränen und Gänsehaut entscheiden. Zu meinen Füßen liegt die Andenkordillere, aus der ein besonders imposanter, schneebedeckter Gipfel erhaben herausragt – der Cerro San Lorenzo. Mit seinen 3706 Metern ist er die höchste Erhebung der Provinz Santa Cruz.

 

Die erste Abzweigung führt über den Paso Roballos nach Chile, die zweite nach Hipólito Yrigoyen, einem idyllischen Dorf am Lago Posadas. Die eigentliche Ruta 41 verabschiedet sich hier von den Anden und trifft nach einigen Kilometern in der Nähe der kleinen Siedlung Bajo Caracoles auf die Ruta Nacional 40. Folgt man ihr, würde man allerdings den wunderbaren Ort Lago Posadas / Hipólito Yrigoyen verpassen. Meine Empfehlung lautet ganz klar: Lass dich weiter vom Schotter durchschütteln, in Lago Posadas werden alle Sinne gebührend verwöhnt! Mehr dazu in einem weiteren Artikel (bald online).

 

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