Lama, Alpaka, Guanako, Vikunja – was ist der Unterschied?

„Auf unserer Reise haben wir viele Lamas gesehen. Oder waren es Alpakas? Vielleicht auch Guanakos...“

Kamel ist nicht gleich Kamel, auch wenn die vier in Südamerika beheimateten Arten sich auf den ersten Blick ähneln. Lamas, Alpakas, Guanakos und Vikunjas sind in Südamerika weit verbreitet und zählen zur Familie der Kamele. In diesem Artikel erfährst du, wie du diese vierbeinigen Anden- und Steppenbewohner voneinander unterscheiden kannst.

 

Lama, Alpaka, Guanako, Vikunja – die Kamele Südamerikas

Im Gegensatz zu den sogenannten Altweltkamelen (Trampeltier und Dromedar) werden die höckerlosen Kleinkamele Lama, Alpaka, Guanako und Vikunja der Gruppe der Neuweltkamele zugeordnet. Ihr natürlicher Lebensraum sind die Andenstaaten Südamerikas. Sie sind Pflanzenfresser und ernähren sich hauptsächlich von Gräsern, Blättern und Knospen. Die Nahrung wird kurz zerkaut, verschluckt und gelangt zunächst in den Vormagen, um nach dem Wiederkäuen endgültig verdaut zu werden. Zoologisch werden Kamele aber nicht zu den Wiederkäuern gerechnet.

Hier ein Kurzporträt der Tiere.

 

Lama
Lama

Die wildlebenden Stammformen: Guanakos & Vikunjas

Guanakos und Vikunjas sind die wildlebenden Stammformen der Andenkamele. Lamas stammen vom Guanako ab und Alpakas höchstwahrscheinlich von den Vikunjas, so ganz sicher sind sich die Forscher da aber noch nicht.

 

Guanakos im Perito Moreno Nationalpark
Guanakos im Perito Moreno Nationalpark

Guanako

Guanakos sind die Kamele, denen man in Argentinien am häufigsten begegnet. Sie leben auf einer Höhe von bis zu 4000 m entlang der Anden von Jujuy bis Feuerland sowie auch in der Steppe und an der patagonischen Küste. Mit einer Kopfrumpflänge von bis zu 220 cm, einer Schulterhöhe von 120 cm und einem Gewicht von bis zu 120 kg sind sie deutlich größer und schwerer als Vikunjas. Das dichte, wollige Fell besteht aus kurzen, gekräuselten und langen, gewellten Haaren. Die untere Schicht ist verfilzt und schützt vor Kälte, die obere Schicht weist Regen und Schnee ab. In der Farbe sind Guanakos oben hellbraun, unten weiß, das Gesicht ist oft schwarz gefärbt.

 

Guanakos leben in Gruppen von rund 15 Tieren, bestehend aus einem männlichen Leittier, ausgewachsenen Weibchen und deren Jungtieren (chulengos). Haben die chulengos ein Alter von 12 bis 15 Monaten erreicht, werden sie vom Leittier vertrieben und schließen sich mit anderen jungen Männchen zu Junggesellenverbänden zusammen.

 

Ihr Hauptfeind in freier Wildbahn ist der Puma. Welch ein Glück für die Guanakos, die auf Feuerland leben, denn dort gibt es keine Pumas! Guanakos sind nicht vom Aussterben bedroht oder gefährdet.

 

Vikunja

Vikunjas sind mit einer Kopfrumpflänge von 150 cm, einer Schulterhöhe von 100 cm und einem Gewicht von 50 kg die kleinsten und leichtesten der Kamele. Im Vergleich zu ihren Verwandten, haben Vikunjas wie Nagetiere ständig nachwachsende untere Schneidezähne. Das macht sie zu einem Unikat unter den Paarhufern. Auch Vikunjas leben in territorialen Stammverbänden. Ihr Habitat sind die Hochanden, wo sie auf einer Höhe von 3500 bis 5500 Metern leben.

 

Die Fellfarbe ist wie bei Guanakos hellbraun am Rücken und weißlich im Bauch- und unteren Halsbereich. Das Fell des Vikunjas ist wesentlich feiner als das von Guanakos, Lamas und Alpakas. Die Fellfasern sind feiner als Seide, weswegen die Wolle das teuerste Verarbeitungsmaterial für Kleidung ist. Wer sich einen Pullover aus Vikunja-Wolle kaufen will, muss tief in den Geldbeutel greifen, denn über 4000 Euro ist man da schnell los. Vikunjas wurden von den Spaniern fast ausgerottet, stehen aber heute unter Artenschutz und zählen nicht mehr zu den bedrohten Tierarten. Alle zwei Jahre werden sie zum Scheren zusammengetrieben, die restliche Zeit leben die scheuen Tiere wild und frei in der Puna-Hochebene.

 

Die domestizierten Neuweltkamele: Lamas & Alpakas

Lamas und Alpakas sind die gezüchtete Haustierform der südamerikanischen Kamele. Ursprünglich wurde angenommen, dass beide vom Guanako abstammen und das Vikunja entsprechend niemals domestiziert wurde. Es gibt mittlerweile aber DNS-Untersuchungsbefunde, die darauf hindeuten, dass Alpakas auch vom Vikunja abstammen könnten. Die vier Kamelarten sind untereinander fruchtbar und es ist anzunehmen, dass sich die Linien oft miteinander vermischt haben.

 

Lama in der argentinischen Puna-Hochebene
Lama in der argentinischen Puna-Hochebene

Lama

Lamas erreichen eine Schulterhöhe von bis zu 130 cm und ein Gewicht von bis zu 150 kg. Die Tiere werden in den Andenstaaten als Lasttier eingesetzt, aber auch wegen ihres Fleisches und ihrer Wolle gehalten.

Lamas haben wie Guanakos gekrümmte Ohren in Hufeisenform, die am oberen Ende zusammenlaufen.  Wie bei den meisten Zuchttieren ist die Farbe des Lamas variabel. So gibt es weiße, braune, schwarze und gescheckte Tiere.

 

Es wird angenommen, dass Lamas bereits im 3. Jahrtausend v.Chr. domestiziert wurden.

Wenn Lamas sich belästigt fühlen, spucken sie und beweisen dabei eine hohe Treffsicherheit. Die halbflüssige, grünliche Masse ist ziemlich übel riechend. Aber keine Sorge, der Mensch steht nicht per se auf der Liste potentieller Störenfriede und wird nur Opfer der Spuck-Attacken, wenn sich das Lama durch den Menschen bedroht fühlt. Ansonsten bespucken sich die Tiere vor allem untereinander, um zu zeigen, wer der Boss ist. Grundsätzlich sind Lamas aber sehr gutmütige, sanfte Tiere, weswegen sie auch zur tiergestützten Therapie eingesetzt werden.

 

Alpaka

Das gilt auch für Alpakas, die einen besonders ruhigen, friedlichen Begleittiercharakter haben. Abgesehen davon werden Alpakas hauptsächlich wegen ihrer feinen, Wärme spendenden Wolle und des Fleisches gezüchtet. Es gibt zwei Arten von Alpakas, die sich in der Struktur ihrer Faser unterscheiden:

  • Huacaya Alpakas haben ein feines, gleichmäßig gekräuseltes Haar und einige Deckhaare
  • Suri Alpakas haben keine Kräuselung, sondern gelockte, gerade Strähnen, die am Tier herabhängen.

Alpakas sind kleiner und mit einem Gewicht von maximal 65 kg leichter als Lamas. Die Farben reichen von Weiß und Beige über Braun bis zu Grau und Schwarz. Außerdem gibt es auch mehrfarbig gescheckte Tiere. Die Ohren sind deutlich kürzer als die von Lamas oder Guanakos und erinnern an Speerspitzen. Alpakas sind soziale Tiere und leben am liebsten in Gruppen, weswegen sie nicht als Einzeltiere gehalten werden sollten. Obwohl es in vielen Ländern, darunter auch Deutschland, immer mehr Alpaka-Farmen gibt, ist 80 % des weltweiten Alpaka-Bestandes in Peru zu Hause.

 

Alpakas werden wegen ihrer feinen Wolle und ihres Fleisches gezüchtet. Sie werden außerdem wegen ihres friedlichen Begleitcharakters geschätzt.
Alpakas werden wegen ihrer feinen Wolle und ihres Fleisches gezüchtet. Sie werden außerdem wegen ihres friedlichen Begleitcharakters geschätzt.

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