Ich bin zurück in Buenos Aires. Nach einer relativ spontanen Quarantäne-Flucht Ende August bin ich vor einer Woche noch spontaner vom Winter in den Sommer geflogen. Das war allerdings keine Flucht, denn die Monate in Deutschland habe ich sehr genossen. Trotzdem war es an der Zeit, zurückzukehren.
Ende November hatte ich einen Flug für den 29. Dezember über Amsterdam nach Buenos Aires gebucht. Es gab damals 2 Airlines, die Buenos Aires anflogen: KLM von Amsterdam, Aerolíneas Argentinas von Madrid.
Aufgrund der Virusmutationen machte Argentinien 4 Tage vor Abflug die Grenzen für Flüge aus Australien, Großbritannien, Dänemark und den Niederlanden dicht.
Das war wohl nichts! So stapfte ich weiter durch die verschneiten Wälder meiner Heimat in Süddeutschland.
Als Mitte Januar in den Medien Gerüchte kursierten, dass die Einreise aus weiteren EU-Ländern beschränkt werden sollte, musste ich handeln, und das vor allem schnell. Anfang Januar hat Lufthansa den Direktflug Frankfurt-Buenos Aires wieder aufgenommen. Diesen buchte ich in einer Nacht- und Nebelaktion in der Hoffnung, er würde nicht von einem Tag auf den nächsten gecancelt. Und obwohl so viel hätte schief gehen können, und ich mit allem gerechnet hatte: Der Plan ging auf!
Da keine Touristen einreisen dürfen – und insgesamt ja nur wenige reisen – herrschte im Flieger gähnende Leere. Jeder Passagier konnte vier Sitze für sich beanspruchen, und immer noch wirkte die Maschine lächerlich riesig und leer.
Einreisebestimmungen für Argentinien im Januar / Februar 2021
Nach Argentinien einreisen dürfen aktuell nur argentinische Staatsbürger und Personen mit gültiger Aufenthaltserlaubnis (DNI). Voraussetzung für die Einreise sind:
- eine vor Abflug online auszufüllende eidesstattliche Erklärung,
- eine für Argentinien gültige Krankenversicherung
- ein negativer PCR-Test, der nicht älter als 72 Stunden vor der Einreise sein darf.
Alle Requisiten werden sowohl bei der Gepäckaufgabe, am Gate in Frankfurt als auch am Flughafen Ezeiza überprüft, wo außerdem Fieber gemessen wird.
Wer in die Hauptstadt reist, muss eine weitere eidesstattliche Erklärung für Buenos Aires einreichen und in Ezeiza erneut einen Test machen lassen. Jede Provinz hat hier ihre eigenen Regularien.
Meinen ersten PCR-Test habe ich am Frankfurter Flughafen gemacht. Wenn man entsprechend zahlt, bekommt man das Ergebnis binnen 6 Stunden, für ein paar Euro mehr inklusive Vermerk der Passdaten und für noch ein paar Euro mehr mit ärztlichem Attest. Bezahlt wird bei vorheriger Online-Registrierung, einen Termin braucht man nicht.
Ich bin morgens zum Flughafen gefahren und war überrascht über den schnellen, unkomplizierten und gut organisierten Ablauf. Nach nur 4 Stunden konnte ich das negative Ergebnis in deutscher, englischer und spanischer Sprache als PDF downloaden.
Noch überraschender war, dass es in Argentinien ebenso unkompliziert ablief. Am internationalen Flughafen Ezeiza dürfen nicht zeitgleich mehrere Flugzeuge landen, damit es bei den Einreiseformalitäten zu keiner Schlangenbildung kommt. Selten so entspannt eingereist!
Auch im Test-Zentrum musste ich nicht warten, und so fand ich mich nach insgesamt nur 20 Minuten seit Verlassen des Flugzeugs im „Taxi, Taxi“-Gewirr wieder.
Weitere 20 Minuten später, in denen die Sonne mir im Auto meine winterblasse Haut ordentlich verbrannte, bezog ich mein Quarantäne-Domizil, denn trotz negativer Tests muss man in Buenos Aires die ersten 10 Tage in die Isolation.
Beim Betreten meiner Wohnung fühlte es sich an, als wäre ich nie weggewesen.
Das beklemmende Gefühl des Eingesperrtseins, das von diesen Wänden ausgeht, kroch unweigerlich die Kehle hoch.
Aber 10 Tage sind natürlich nichts im Vergleich zu 5 Monaten!
Das Test-Ergebnis aus Argentinien konnte ich bereits am nächsten Tag über den „Chat der Stadt“ per WhatsApp anfordern, und erhielt kurz darauf ein PDF-Dokument. Außerdem musste ich die App CUIDAR installieren, die mich während der Quarantäne alle 48 Stunden fragt, ob ich Covid-Symptome habe.
Covid-Impfung in Argentinien
Die meisten Argentinier zeigen sich generell weniger Impf-kritisch als man das von manch anderen Ländern kennt. Argentinien hat Ende Dezember mit dem Impfen begonnen und nutzt den russischen Impfstoff Sputnik V. 300.000 Impfdosen wurden in allen Provinzen des Landes verteilt. Zunächst wird das Gesundheits- und Pflegepersonal geimpft. Während ich diesen Artikel schreibe, befindet sich ein Flugzeug mit weiteren Impfdosen im Landeanflug auf Buenos Aires.
Zurück in Buenos Aires
Von meinem Balkon aus beobachte ich, dass sich einiges getan hat seit meiner Abreise im August.
Die sommerlichen Temperaturen sorgen dafür, dass die Stadt, die so vom quilombo und den Menschen lebt, wieder etwas atmen darf. Am Wochenende werden die Straßen von San Telmo zu Fußgängerzonen und die Monotonie meiner Quarantäne wird durch Open-Air-Folklorekonzerte durchbrochen.
Aktuell dürfen sich in Buenos Aires maximal 10 Personen treffen. Geschäfte, Cafés und Bars sind mit einer Kapazität von ca. 30 % geöffnet, zwischen 1 und 6 Uhr ist außer Apotheken alles geschlossen.
Bald werde ich mich aufmachen, die Stadt neu zu erkunden. Ich hoffe, dabei nicht auf allzu viele Geschäfte, Bars und Restaurants zu treffen, welche die letzten Monate nicht überlebt haben. Wunschdenken, denn meine Freunde haben mich bereits eines Besseren belehrt. Ich solle darauf gefasst sein, dass Buenos Aires nicht mehr wie früher ist, und sich die Schwermut der verschlossenen Türen und Tore auf das eigene Gemüt überträgt.
Die schwüle Hitze, das gleißend helle Licht und das konstant laute Rattern der Klimaanlage meiner Nachbarn lassen mich von Gletschern und patagonischem Wind träumen. Diesen werde ich mir um die Nase wehen lassen, sobald es wieder möglich ist.
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Rosi (Mittwoch, 27 Januar 2021 12:44)
Wünsche dir , dass du dich in deinem Zuhause wieder gut einlebst. Hast du wie immer so schön geschrieben . Bleib gesund . In Erinnerung an unsere schönen Winterwanderungen ❤
Frie (Mittwoch, 27 Januar 2021 13:45)
Liebe Simone,
Wieder ein wunderschöner, interressante und fesselnder Bericht von dir.
Du hattest denke ich eine wunderschöne Zeit mit all den Menschen mit denen du unterwegs und getroffen hast.
Das glaube ich, dass sich vieles geändert hat, das geht uns allen so.
Ich vermisse meine Besuche bei meinen Geschwistern und Freunden.
Mädel pass gut auf dich auf. Hoffentlich darfst du bald wieder in dein geliebtes Patagonien reisen. Liebe Grüße aus dem frostigen Schwabenländle Frie �
Hhilde (Donnerstag, 28 Januar 2021 01:20)
Hallo Simone schön dass du wieder gesund und munter in Argentinien angekommen bist. Ich denke es war für dich Zeit. Es war doch wieder eine schöne Zeit in deiner Heimat bleib gesund LG.hilde
Argentinien24/7 (Donnerstag, 28 Januar 2021 11:16)
Hola Schlumbis, :-)
vielen Dank für eure Nachrichten. Wir sehen uns im Sommer wieder!
Bleibt gesund und lasst es euch gut gehen.
Liebe Grüße
Simone