Aktualisiert im Oktober 2024

El Chaltén liegt im argentinischen Nationalpark Los Glaciares, zu dem auch der Perito Moreno Gletscher gehört. Das malerische Bergdorf zieht Wanderer, Abenteurer, Kletterer und Naturliebhaber magisch an.

In dieser ausführlichen 3-teiligen Artikelserie erwarten dich praktische Informationen für deine Reise nach El Chaltén, Beschreibungen der beliebtesten Wanderungen rund um die ikonischen Berge Cerro Torre & Cerro Fitz Roy sowie weniger besuchte (aber nicht weniger schöne) Wanderungen in einem Nachbartal.

So viel Zeit muss sein: Eine kurze Liebeserklärung vorab..

Es gibt Orte, von denen man nach einer Reise mit strahlenden Augen sagt: schön war‘s!

Und es gibt Orte, da schreit das Herz bereits beim Verlassen: Ich MUSS zurück, SOFORT!

Ein solcher Ort ist für mich El Chaltén.

Es gibt Berge, die sind schön anzuschauen.

Und es gibt Berge, die vergisst man sein ganzes Leben nicht mehr, weil sie einen im tiefsten Innern beseelen, weil ihr Anblick erfreut und schmerzt und alles andere klein und nichtig werden lässt, weil sie königlich erhaben über allem wachen.

Solche Berge sind für mich der Cerro Fitz Roy und Cerro Torre.

Es war Liebe auf den ersten Schritt an einem verregneten Tag im Dezember 2006 an der noch winterlich zugefrorenen Laguna de los Tres.

Naiv wanderte ich in El Chaltén los, ohne zu wissen, was mich erwarten würde, stieg blind der grauen Wand entgegen.

Der Wind heulte bedrohlich und wirbelte die letzten Schneereste auf. Den wenigen Wanderern, die ich traf, war es bald zu kalt, und so fanden mein damaliger Partner und ich uns bald allein, doch keineswegs verloren, in diesem steinigen Gelände wieder.

Ohne Vorankündigung, von einem Moment auf den anderen, riss der Wolkenvorhang auf und der majestätische Fitz Roy mit seinen senkrecht abfallenden Granitwänden zeigte sich in seiner ganzen Schönheit.

Ich rieb mir noch die ungläubigen Augen, aber da war es auch schon um mich geschehen...

Da war ich noch in Chaltén und sehnte mich bereits danach, wieder zurückzukehren. Das tat ich auch ein paar Jahre später, und wieder und wieder. Denn damals, 2006, trug der Wind mein Versprechen, zurückzukehren, über die Gipfel hinweg und mir blieb keine andere Wahl, als diesem Versprechen nachzukommen... ;-)

El Chaltén gehört zu den jüngsten Ortschaften Argentiniens. Die „Capital del Trekking“ wurde am 12. Oktober 1985 gegründet, allerdings nicht mit dem Gedanken, eine Touristen-Hochburg entstehen zu lassen, sondern um den andauernden Grenzkonflikten ein Ende zu setzen und den Chilenen zu symbolisieren: Das hier ist Gaucho-Territorium!

Mittlerweile lebt der Ort ausschließlich vom Tourismus, ist alles andere als ein Geheimtipp und wird von Tausenden Outdoor-Liebhabern, Kletterern und Wanderern überflutet. Kaum ein Gebäude, das kein Ho(s)tel oder Restaurant ist.

Trotz dieser Massen an Touristen aus der ganzen Welt bewahrt der Ort einen ganz eigenen Charme.

Genusswandern, mehrtägiges Trekking, abenteuerliche Klettertouren – hier wird jeder fündig.

Um eines gleich vorwegzunehmen: Wer Einsamkeit sucht, findet sie in Nicht-Corona-Zeiten auf den Hauptwanderwegen im Hochsommer (Januar, Februar) auf keinen Fall!

Entweder man meidet diese Monate, oder man geht früher oder später los als die Massen.

Es gibt aber schon einen guten Grund dafür, dass diese Hauptwanderwege so frequentiert sind: Sie weisen keine technischen Schwierigkeiten auf, bieten spektakuläre Aussichten und sind bequem direkt von Chaltén aus zu erreichen.

Lass dich vom Ansturm nicht abbringen, die Touren lohnen sich auf jeden Fall!

Und noch eine gute Nachricht: Chaltén heißt ja nicht umsonst „Hauptstadt des Trekkings“.

Abseits der ausgetrampelten Pfade wartet eine Welt ungeschliffener Diamanten auf dich, das verschweigen Reiseführer und Touristeninfos allerdings.

Wie findest du diese Wege?

Im Gespräch mit Einheimischen.

Es ist eine Art ungeschriebener Kodex, dass diese Wanderungen nicht publik gemacht werden.

Aber es gibt sie, man muss sich nur ein bisschen anstrengen, danach suchen und sich ein paar Schritte neben der Komfortzone bewegen.

El Chaltén ist am besten vom 215 km entfernten El Calafate zu erreichen.

Mehrmals täglich fahren 3 Busunternehmen (Caltur, Chaltén Travel und TAQSA) sowohl vom Busterminal als auch vom Flughafen in Calafate nach Chaltén.

Die Fahrt dauert ca. 3 Stunden.

Abfahrtzeichen, Preise und weitere Infos zu den Busverbindungen zwischen Calafate und Chaltén erhältst du hier.

Eine weitere Alternative ist, in Calafate ein Auto zu mieten. Am Flughafen und im Zentrum gibt es verschiedene Anbieter, darunter auch internationale wie Hertz.

Mit dem eigenen Auto hast du den Vorteil, auf der wunderschönen Strecke anhalten zu können, wann immer dir danach ist.

Die Straße ist mittlerweile durchgehend asphaltiert und sehr gut ausgebaut.

Volle Konzentration und Aufmerksamkeit verlangt allerdings der meist starke Wind mit nicht selten Böen von 100 km/h.

Seit Oktober 2024 erhebt die Nationalparkverwaltung eine Eintrittsgebühr für den nördlichen Sektor des Los Glaciares Nationalparks, sprich für die klassischen Wanderungen rund um El Chaltén.

Der Eintritt kostet aktuell für Nicht-Argentinier 30.000 ARS (je nach Wechselkurs ca. 25 Euro) für ein 1-Tagesticket bzw. 40.000 ARS (ca. 33 Euro) für ein 2-Tagesticket.

Wenn du in Chaltén wandern möchtest, musst du das Ticket vorab hier online kaufen: https://ventaweb.apn.gob.ar/.

Es sollen dafür drei neue Kontrollposten eingeführt werden, die beim Ticketskauf als Eingangsportal für die jeweilige Wanderung ausgewählt werden können:

1. Portal Río Eléctrico --> an der Brücke des Río Eléctrico, 16 km außerhalb von Chaltén; Zugang zu Piedra del Fraile & Wanderungen im Río Eléctrico Tal sowie Piedras Blancas, Poincenot und Laguna de los 3.

2. Portal Base Fitz Roy --> in Chaltén am Ende der Av. San Martín, Wanderung zur Laguna de los 3 und Chorillo del Salto

3. Portal Los Cóndores --> Besucherzentrum des Nationalparks, Wanderwege zur den Aussichtspunken Los Cóndores & de las Águilas, Loma del Pliegue Tumbado & Laguna Toro (Ausgangspunkt für das Mehrtagestrekking Vuelta al Huemul).

Nimm unbedingt genügend Bargeld (Pesos) mit nach El Chaltén!

Du kannst dich nicht darauf verlassen, dort mit Kreditkarte bezahlen zu können. Und im einzigen Bankautomaten des Ortes herrscht meist gähnende Leere.

In einigen Unterkünften kannst du zwar Euro tauschen, aber zu einem schlechten Wechselkurs.

In Calafate kannst du Geld abheben oder wechseln (Wechselstuben gibt es z.B. in der Hauptstraße Av. del Libertador).

Die Ureinwohner Tehuelche nannten den 3406 m hohen Fitz Roy, der sich gerne hinter Wolken versteckt, „Chaltén“, was „rauchender Berg“ bedeutet.

Noch schüchterner zeigt sich sein etwas kleinerer Bruder, der 3128 m hohe Cerro Torre, der bis heute als einer der schwierigsten Berge der Welt gilt.

Es braucht einen wohlgesinnten Wettergott, um eine der faszinierenden Granitnadeln – oder sogar beide – zu Gesicht zu bekommen. Manchmal zeigen sie sich tage- oder sogar wochenlang gar nicht oder nur ganz kurz.

Eine Gutwetter-Garantie gibt es das ganze Jahr über nicht. Man kommt vielmehr in den Genuss, 4 Jahreszeiten binnen eines Tages erleben zu dürfen.

In Sachen Kleidung bedeutet das: Zwiebelsystem und für alle Fälle gewappnet zu sein. Festes Schuhwerk und winddichte, wasserabweisende Kleidung sind ebenso wichtig wie guter Sonnenschutz (Kopfbedeckung, Sonnencreme und -brille).

Trekking-Ausrüstung und Kleidung kannst du in den Outdoor-Läden in El Chaltén kaufen. Die Preise sind allerdings deutlich teurer als in anderen Städten Argentiniens oder in Deutschland.

Trekking-Ausrüstung kannst du auch bei diversen Anbietern leihen.

Im Winter herrscht in El Chaltén tote Hose, die meisten verbringen die kalte Jahreszeit im benachbarten Calafate.

Die beste Reisezeit sind die Sommermonate von November bis März. Februar ist der stabilste Monat, aber wie gesagt, eine Garantie für gutes Wetter gibt es nicht.

Patagonien wird dich lehren, das Wetter und den Wind anzunehmen, wenn nicht sogar zu lieben.

Chaltén lebt vom Tourismus. Entsprechend groß ist die Auswahl an Unterkünften. Für jeden Geldbeutel ist das Passende dabei.

Wer auf einen gewissen Komfort nicht verzichten, aber auch nicht zu tief in die Taschen greifen möchte, dem empfehle ich:

• Hospedaje lo de Guille (Halvorsen 65) oder
• Patagonia Travellers (San Martín 376).

Zwischen El Chaltén und dem 37 km nördlich gelegenen Lago del Desierto gibt es außerdem tolle Unterkünfte in Estancias, Camping- und Glamping-Möglichkeiten. Diese erreichst du meist nur mit dem eigenen Fahrzeug oder mit dem Taxi / Privattransfer von El Chaltén.

Tipp:

Reserviere die Unterkunft im Hochsommer (Januar / Februar) unbedingt im Voraus! Der Ort platzt dann aus allen Nähten.

Die Internetverbindung in El Chaltén ist sehr schlecht. Auch vom WLAN in den Unterkünften darf man nicht allzu viel erwarten. Der perfekte Ort also, um endlich mal richtig abzuschalten – im wahrsten Sinne des Wortes.

In Chaltén gibt es 2 Supermärkte und ein paar Bäckereien in der Hauptstraße San Martín sowie einen größeren Tante-Emma-Laden in der Lago del Desierto Straße, in dem es häufig mehr und bessere Auswahl gibt als in den Supermärkten.

In den beiden genannten Straßen sowie in der Güemes und der Rojo-Straße befinden sich auch die meisten Restaurants und Bars. Ich habe sehr selten schlecht gegessen in Chaltén und empfehle dir daher einfach, auszuprobieren und so dein persönliches Lieblingslokal ausfindig zu machen.

Hier ein paar bei Reisenden besonders beliebte Restaurants (im Sommer vorherige Reservierung nötig):

• La Tapera: José Antonio Rojo 50, leckere Steaks und andere argentinische Gerichte, gute Weinauswahl, gehobene Preisklasse (entspricht je nachdem, wo und zu welchem Kurs du Pesos gewechselt hast, etwa deutschen Restaurantpreisen, hast du zu einem gutem Blue-Kurs gewechselt, ist es entsprechend günstiger)

• Maffía: San Martín 76, beste hausgemachte Pasta des ganzen Ortes mit toller Soßen-Auswahl, Preise in etwa wie La Tapera

• Ahonikenk: Güemes 23, leckere Pasta- und Fleischgerichte, urgemütlich, günstiger als die beiden erstgenannten

• La Waflería: San Martín 640, leckere Waffeln und andere süße Verführungen

Verpflegung bei Wanderungen:

Auf den hier vorgeschlagenen Wandertouren gibt es keine Verpflegung zu kaufen (Ausnahme: Berghütte Refugio Piedra del Fraile im 3. Artikel). Essen & Getränke musst du daher selbst mitnehmen.

Ich empfehle dir, Brot in der Bäckerei (panadería), Wurst & Käse in der fiambrería zu kaufen, nicht im Supermarkt!

Panaderías & fiambrerías findest du in der Av. San Martín.

Zigarettenstummel an der Laguna Capri, Plastik und Verpackungen am Camp Poincenot, Klopapier im Märchenwald – das ist die traurige Seite des wachsenden Tourismus.

Es sollte selbstverständlich sein, ist es aber leider nicht: Jeglicher Müll (auch Biomüll wie Bananenschalen) wandert wieder zurück nach El Chaltén! Und zwar nicht nur dein eigener, auch der von anderen.

Nimm am besten eine kleine Mülltüte oder einen Zip-Beutel im Wanderrucksack mit.

An den kostenlosen Zeltplätzen und einigen Aussichtspunkten gibt es Plumpsklos.

Wenn du zwischendurch mal musst, vergrabe deine Hinterlassenschaften gut und nimm das Klopapier wieder mit.

Geh niemals in der Nähe eines Flusses aufs Klo, das Wasser ist rein und trinkbar – und das soll es auch bleiben.

Die App "El Chaltén Trekking" ist super praktisch und mittlerweile auch auf Englisch verfügbar. Neben Infos zu Unterkünften, Transport etc. findest du dort auch die meisten Wanderungen mit Zeit- und Kilometerangaben und allem, was du für die Planung brauchst.

Die App befindet sich im Aufbau, es sind noch nicht alle Beschreibungen zu den Wanderungen erstellt oder ins Englische übersetzt.

In der Abgeschiedenheit der patagonischen Anden ist jede Bergrettung eine Herausforderung.

Seit bei einem tragischen Rettungsversuch am Fitz Roy 2014 der Helikopter aufgrund schlechter klimatischer Bedingungen abstürzte und der Pilot starb, gibt es keine Heli-Einsätze mehr, was die Rettung zusätzlich erschwert.

Die Bergretter müssen bei jedem Einsatz etliche Kilometer zu Fuß in oft unwirtlichem Gelände zurücklegen.

Es ist extrem wichtig, dass du dich für Touren abseits der Normalrouten im Besucherzentrum der Nationalparkverwaltung (APN) am Ortseingang registrierst, damit du im Notfall gefunden werden kanst.

Da es in den Bergen kein Handynetz gibt, können weder die Bergretter noch die Notfallabteilung der Nationalparkverwaltung telefonisch nicht erreicht werden.

In extremer Abgeschiedenheit bringt selbst das alpine Notsignal nichts, denn das wird höchstens von einem Kondor gesehen oder gehört.

Für derartige Touren empfiehlt sich daher die Mitnahme eines Tracking- oder Satelliten-Notrufgeräts. Andernfalls hilft einfach nur abwarten, irgendwann wird schon jemand vorbeikommen.

Rund um die Normalwanderwege ist die Rettung i.d.R. schnell zur Stelle.

In El Chaltén gibt es kein Krankenhaus, aber einen „Puesto Sanitario“ (gegenüber der Plaza Principal in der Agostini-Straße). Das ist eine behelfsmäßige Krankenstation.

Diese wurde ebenso wie die Bergrettung von der renommierten Ärztin Carolina Codó ins Leben gerufen. Sie ist auf Bergunfälle spezialisiert. Und auch bei den anderen Ärzten bist du in Chaltén stets in guten Händen.

In schlimmeren Fällen, die nicht in Chaltén behandelt werden können, wird ein Krankenwagen aus Calafate geschickt, der dich dort ins Krankenhaus bringt. Das dauert zwar ein paar Stunden, ist aber top organisiert.

Ich hoffe natürlich, dass du weder die Bergrettung noch den Puesto Sanitario aufsuchen musst. Lass uns daher am besten direkt loswandern – im zweiten Teil.

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