Cajón Grande – Mendozas wilder Süden (Teil 2)

Nach all den Aktivitäten und Exkursionen rund um Malargüe kann ein bisschen Entspannung nicht schaden!

Zwei Tage relaxen im Niemandsland – im zweiten Teil der Artikelserie Mendozas wilder Süden nehme ich Dich mit in ein stilles Andental, das so einige Überraschungen bereithält: Cajón Grande.

Cajón Grande liegt 135 Kilometer von Malargüe entfernt auf dem Weg zum Grenzpass Pehuenche.

Die Reiseagenturen in Malargüe bieten Tagesausflüge zum Cajón Grande an.

Schöner ist es aber selbst zu fahren, denn so kannst Du auf dem aussichtsreichen Weg anhalten, wann immer Du willst.

Außerdem empfehle ich Dir, im Cajón Grande zu übernachten, da sich der besondere Reiz der Natur wie so oft eben erst entfaltet, wenn sich die Tagesausflügler zurückgezogen haben und die Stille hörbar wird.

Las Loicas - mit dem Ausreisestempel ins (argentinische) Niemandsland

Der Weg ist zunächst derselbe wie nach Payunia oder zur Caverna de las Brujas:

Der Ruta Nacional 40 folgen, über den Pass Cuesta del Chihuido, den Río Grande überqueren und kurz vor dem kleinen Ort Bardas Blancas rechts abbiegen auf die Ruta Provincial 145 (Schilder Paso Pehuenche / Chile).

Die mittlerweile asphaltierte Straße führt in zahlreichen Kurven entlang des Río Grande. Links bizarre Felsformationen, rechts saftige Täler und Ziegenherden soweit das Auge reicht. Man weiß gar nicht, wo man hinschauen soll, so schön und abwechslungsreich ist die Landschaft.

 

Nach etwa 45 Minuten erreichen wir Las Loicas, eine Ansammlung von ein paar Häusern, wo etwa 40 Menschen leben.

Hier befindet sich der argentinische Grenzposten. Dieser ist täglich von 8:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.

Du reist zwar aus Argentinien aus, bleibst aber wenn Du nur zum Cajón Grande fährst auf Gaucho-Territorium. Das musst Du bei den Grenzformalitäten angeben. Wenn Du weiter nach Chile fährst, dauert das Grenzprozedere etwas länger. Achte in diesem Fall darauf, keine frischen Lebensmittel mitzuführen, diese dürfen nicht nach Chile eingeführt werden!

 

Wir lassen Chile aus Zeitgründen links liegen und bleiben im Niemandsland unter hellblau-weißer Flagge.

Einsame Schotterpiste zum Cajón Grande

Ein paar Kilometer nach Las Loicas führt rechter Hand ein Schottersträßchen zum Cajón Grande (ist ausgeschrieben).

Dieser Weg kann bei gutem Wetter auch ohne Allradantrieb befahren werden.

Informiere Dich unbedingt vorher in Malargüe über den Zustand der Straße!

Der Weg führt entlang des Río Chico, vorbei an weiten Wiesen, auf denen Pferde, Kühe und Ziegen grasen.

Wir treffen ein paar Gauchos an, welche die Herden zusammentreiben. Davon abgesehen gibt es zum Glück wenig Gegenverkehr. Dafür aber umso mehr Wind, der den Staub aufwirbelt und vor unserer Windschutzscheibe zum Tanzen bringt.

Irgendwann kommen wir an eine nicht beschilderte Abzweigung. Hier sollte der linken Weg genommen werden, denn dieser führt über eine wackelige Brücke über den Arroyo del Cajón Grande. Der rechte Weg führt durch den Fluss hindurch.

Cajón Grande - Dolcefarniente vor herrlicher Bergkulisse

Nach 12 Kilometern Schotter-Geschaukel und Staub sind wir am Ziel: Mitten in einem grünen Tal auf 2400 m ü. M. befindet sich der Cajón Grande. Hier hat sich vor einigen eine Familie niedergelassen und ein einfaches, aber gemütliches Restaurant mit guter (und fleischlastiger!) Hausmannskost errichtet.

 

Cajón Grande besteht neben dem Restaurant aus 2 Cabañas mit je 5 Betten, 3 kleinen Schlafräumen mit Stockbetten, und Zeltplätzen. Ein paar Meter entfernt befindet sich das Toilettenhäuschen mit Duschen. Solaranlagen sorgen für Warmwasser und Strom (zwischen 6 und 24 Uhr).

Man kann sich sogar einen 24-Stunden-gültigen Internetzugang für ca. 1 Euro kaufen! Aber mal ganz ehrlich: Braucht man das, wenn sich Stille, Weite und Unberührtheit der Natur einem Märchen gleich vor den eigenen Augen ausbreiten? Wohl kaum!

Luxus der Natur: Schwefelbäder unter freiem Himmel

Der wahrscheinlich größte Luxus des Cajón Grande kommt direkt aus dem Innern der Erde: Sieben heiße Schwefelbäder unter freiem Himmel mit Blick auf den imposanten 4000-Meter-Riesen Cerro Campanario – das belebt Körper und Seele! Jedes der naturbelassenen Becken hat eine andere Wassertemperatur, sodass für jeden das Richtige dabei ist. Zur Abkühlung geht’s in den kalten Gebirgsfluss.

 

Wir verbringen den halben Tag in den heißen Quellen. Jeder hängt still seinen eigenen Gedanken nach. Wie auf einer riesigen Leinwand beobachten wir Pferde, Ziegen, Kühe. Am frühen Abend bahnt sich die Sonne einen Weg durch die grauen Wolken. Das Tal leuchtet golden. Ein grandioses Lichtspiel!

Besonders schön ist ein heißes Bad auch, wenn sich die klirrend kalte Nacht über das Tal legt und das Sternenmeer zu funkeln beginnt.

Wandern im Cajón Grande

Wer es gern etwas aktiver hat: Die umliegende Bergwelt ist nicht nur zum Anschauen da! Hier kannst Du nach Lust und Laune Spazierengehen oder wandern, sei es eine Stunde auf den „Hausberg“, einen halben Tag geradeaus durchs Tal oder mehrere Tage auf die hohen Gipfel.

Ausgeschriebene Wanderwege gibt es nicht, hier läuft man einfach los. Gefällt Dir ein Berg, dann besteigst Du ihn eben. Sofern das Wetter mitspielt. Das hat es bei uns lediglich am Tag der Abreise. Der ständige Nieselregen führte dazu, dass wir nur einen kleinen Hügel hochgestiegen sind und die restliche Zeit den Pferden vom Thermalbad aus beim Fressen, sich Wälzen, Kämpfen, Spielen und Galoppieren zugesehen haben.

Aber das tut auch mal gut! :-)

Die Zukunft dieser schönen Gegend ist ungewiss. Der Bau eines großen Staudamms ist geplant. Las Loicas würde dann unter Wasser liegen, der Zugang zum Cajón Grande ebenfalls. Noch ist das letzte Wort aber nicht gesprochen. Die Stimmen gegen das Projekt sind laut und es kann gut sein, dass es nicht zum Bau kommt, oder zumindest nicht hier.

 

Cajón Grande – an diesem abgeschiedenen Ort zwischen Argentinien und Chile kann man gar nicht anders, als augenblicklich entspannt zu sein. Der Genuss des einsamen Lebens, fernab des Alltags, inmitten der Natur!

Du willst noch mehr vom wilden Süden der Provinz Mendoza sehen?

Im nächsten Artikel reisen wir zusammen an an einen Ort, wo der Name Programm ist: ins wunderschöne Valle Hermoso.

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