Lago Posadas – und am Ende der Straße steht ein Fels im See...

Schneebedeckte Berggipfel, fahlgelbes Steppengras, türkisblau schimmernde Seen, kulinarischer Hochgenuss, Windgesang: Willkommen in Lago Posadas! Patagonien, unbekannt und weit, abseits der typischen Touristenroute, herrlich entschleunigt. Ein Ort für Patagonienverliebte, Naturfreunde und alle, die sich gern einheitlich verwöhnen lassen. Kommst Du mit?

Vor einigen Jahren sah ich ein Foto von einem Fels in einem See. Ich war hin und weg, recherchierte sofort, wo sich dieser Fels befindet, denn dort musste ich hin, wollte diese Schönheit mit eigenen Augen sehen. Natürlich lag der See nicht ums Eck in der Provinz Buenos Aires. Du ahnst es schon? Klar, in Patagonien. In der Nähe eines Dorfes, umringt von Schotterpisten, über die wir unseren Gol so gerne quälen.

Schwer zu erreichen, hineingeworfen in die immense Weite Patagoniens. Aber die Idee saß fest in meinem Kopf: Auf nach Hipólito Yirigoyen! So heißt das Dorf, das aber alle Lago Posadas nennen.

„Ich fühle mich unglaublich privilegiert, diesen Ort kennenlernen zu dürfen!“ Das sagte ich 2019 zum Lieblingsargentinier, als wir nach einem langen Tag auf Schotter endlich das Ortsschild passierten.

Ich spürte bereits von Weitem, dass in Lago Posadas Geschichten zur Welt kommen. Und manche vielleicht auch enden.

Im Februar 2024 fühle ich mich wieder privilegiert, denn ich besuche den fernen Ort zum zweiten Mal. Lago Posadas ist für zwei Tage mein Arbeitsplatz. Ich bin mit einer Reisegruppe unterwegs und da ich die Reiseroute selbst zusammengestellt habe, ist klar, dass wir auch nach Lago Posadas fahren. Auch meine Gäste sind sofort hin und weg. Dafür sorgt nicht nur die Landschaft, sondern auch die warme Gastfreundschaft, die wir erleben dürfen.

Landschaftlich ist die Region rund um Lago Posadas geprägt von der Steppe und der Andenkette. Zwei herrliche Farbklekse in der kargen Steppe sind die Seen Posadas und Pueyrredón. Sie sind über einen kurzen Fluss miteinander verbunden. Beide Seen sind glazialen Ursprungs und entwässern über den Río Baker (Chile), der in den Pazifik fließt.

Ein bis zwei Tage reichen aus, um die Gegend zu erkunden.

Das Wahrzeichen von Lago Posadas, besagtes Felsentor im See, liegt in den Morgenstunden in besonders schönem Licht. An sonnigen Tagen laden die Strände der beiden Seen zum Baden ein, an windigen Tagen immerhin zum Spaziergang und wärmendem Mate-Genuss. Der Hauptstrand des Posada Sees liegt rund 8 Kilometer vom Ort entfernt und ist über eine Schotterstraße zu erreichen, nach weiteren 8 Kilometern erreicht man das Felsentor.

Folgt man der Ruta 39, erreicht man bald einen Aussichtspunkt mit herrlichem Blick über die Seen und den Isthmus. Wer einen Geländewagen hat, sollte auch der Schlucht Garganta del Río Oro einen Besuch abstatten. Mit meiner Reisegruppe lassen wir uns einfach weiter entlang des Río Oro durch ein wunderschönes Tal treiben. Bis zum Talschluss kommen wir allerdings nicht, die dritte Flussquerung wäre mit unserem Auto wahrscheinlich in die Hose gegangen. So suchen wir uns ein schönes Plätzchen am Flussufer, wo wir uns ein leckeres Picknick schmecken lassen.

An den bunten Felsen rund um Lago Posadas können zudem zahlreiche Malereien der Tehuelche-Indigenen bestaunt werden. Diese sind nicht ausgeschildert. Am besten fragst Du in der Unterkunft nach dem Weg ( z.B. Cueva del Puma & Laguna Seca del Puma oder Cerro de los Indios) .

Vor ein paar Jahren wurde die Ruta 41 in südlicher Richtung weiter ausgebaut, sodass es mit Allradantrieb und je nach Wetter möglich ist, direkt von Lago Posadas in den Perito Moreno Nationalpark (Sektor San Lorenzo), einen der wie ich finde schönsten Nationalparks des Landes, zu fahren.

Lago Posadas ist nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Ein Auto mieten kannst Du z.B. im „nahe“ gelegenen Comodoro Rivadavia (590 Km) oder von Süden kommend in El Calafate (570 Km, Achtung, zwischen Tres Lagos und Gob. Gregores ist die geschotterte Ruta Nacional 40 in schlechtem Zustand! Ich empfehle eine Übernachtung in Gobernador Gregores).

Von Comodoro kommend, empfehle ich einen Umweg über die Ruta 26 (Provinz Chubut) nach Sarmiento. Dort hast Du die Möglichkeit, in den versteinerten Wäldern tief in ein Kapitel unserer Erdgeschichte einzutauchen. Du kannst den Roadtrip außerdem mit einem Besuch in Los Antiguos, dem Parque Patagonia und der Höhle der Hände verbinden und – bei guten Konditionen – über die panoramareiche Ruta Provincial 41 nach Lago Posadas fahren.

Mit seinem Mikroklima sind die Sommertage oft mild in Lago Posadas. Die beste Reisezeit sind daher die Monate November bis März. Die Winter sind rau und kalt, die Straßen oft unbefahrbar und die meisten Unterkünfte haben während der Wintermonate geschlossen.

Die touristische Infrastruktur in dem 300-Seelen-Dorf am Fuße der Anden befindet sich im Aufbau. Mit Sicherheit wird es in ein paar Jahren reichlich Auswahl an Unterkünften geben. Bisher ist das Angebot übersichtlich. Während unseres ersten Besuchs sind wir bei Dora in der Estancia Lago Posadas unterkommen. Die Zimmer sind einfach, sauber und preisgünstig und ich kann die Unterkunft uneingeschränkt empfehlen. Kontakt: emiliano.posadass@gmail.com

Für meine Reisegruppe und mich habe ich Río Tarde Casa Patagónica ausgewählt. Hier haben sich Pablo und Fernanda 2019 ihren persönlichen Traum vom „Wohnzimmer in Patagonien“ erfüllt. Mit viel Liebe zum Detail eingerichtet, fühlt man sich sofort wohl. Pablo empfängt uns am Eingang und zeigt uns alles. Wenig später sitze ich mit der gesamten Río Tarde Crew bei Mate im „Wohnzimmer“, dem Aufenthalts-, Koch- und Essbereich.

Wir sprechen über die Idee, den Traum, die Umsetzung, die Schwierigkeiten in dieser gottverlassenen Gegend. 300 Kilometer bis in den nächsten Supermarkt, wo es meist gerade genau das nicht gibt, was man braucht, deswegen lieber einmal im Monat 590 Kilometer bis Comodoro Rivadavia in Kauf nehmen, um sich mit all dem einzudecken, was Koch Francisco auf den Teller zaubert. Das erklärt den stolzen Preis von 40 USD fürs abendliche Menü. Wem es der kulinarische Genuss Wert ist, wird nicht enttäuscht, Francisco versteht sein Handwerk hervorragend und seine Gerichte gehören mit zum Besten, was ich in Argentinien gegessen habe. Ganz zu schweigen von der noch warmen torta frita zum Frühstück.

Wer es gerne noch exklusiver hat, sollte die Lodge Lagos del Furioso kontaktieren. Sie liegt außerhalb von Lago Posadas, direkt am Seeufer. Dort werden sämtliche Exkursionen in die Umgebung organisiert. Ich selbst habe die Lodge aber nur von Außen gesehen.

Hast Du Lust bekommen auf einen Patagonientrip abseits der ausgetrampelten Pfade? Dann nichts wie hin nach Lago Posadas!

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