Studieren in Buenos Aires IV: Universidad de General Sarmiento

Wie Giulia studierte auch Hannah nicht in der argentinischen Hauptstadt, sondern pendelte mehrmals pro Woche 1,5 Stunden in einen Vorort. Sie studierte hier Politikwissenschaften für ein Semester, ging zurück nach Deutschland, beendete dort ihr Studium und... lebt mittlerweile wieder in Buenos Aires :-)

Die UNGS ist eine sehr gute Universität mit engagierten Professoren und Studenten. Insbesondere in den Politikwissenschaften hat mir das Semester dort eine andere, offenere und kritischere Lernweise gezeigt, die mich persönlich weitergebracht hat. Ich würde diese Erfahrungen jedem empfehlen.

 

Vorbereitungen

 

Da meine Fakultät für Sozialwissenschaftler keine spannenden Partneruniversitäten anbot, habe ich mich am International Office informiert. Dort gab es viele interessante Universitäten in Lateinamerika. Ich kannte Argentinien vorher noch nicht, hatte aber schon viel Positives über die Menschen, Kultur und das gute Bildungssystem gehört. Daher stand Buenos Aires für mich ganz oben auf der Wunschliste.

 

Man sollte auf jeden Fall gute Grundkenntnisse in Spanisch mitbringen. Ich hatte vier Jahre Spanisch in der Schule, davon allerdings auch schon wieder eine Menge vergessen. Es reichte aber zumindest um mich erst einmal zu verständigen.

 

Generell muss man sich die meisten Dinge für das Auslandssemester selbst organisieren. Da die UNGS eine kleinere Universität ist, gibt es dort nicht viele Austauschstudenten und daher auch keine speziellen Angebote oder ein strukturiertes Schema. Mir wurden zwar immer sehr freundlich und hilfsbereit alle Fragen beantwortet, für Unterkunft, Visum, Transport, Sprachkurse etc. ist man aber selbst verantwortlich. Das habe ich nicht als Nachteil erlebt, sondern als Herausforderung, durch die ich schnell gelernt habe mich in Argentinien zurecht zu finden.

Visum

 

Theoretisch kann man in Buenos Aires mit einem Schreiben der UNGS ein Studentenvisum bekommen. Ich habe es, wie viele andere Austauschstudenten, einfach so gemacht, dass ich nach 90 Tagen ausgereist bin und bei der Wiedereinreise ein neues Touristenvisum erhalten habe. Da ich die Zeit in Südamerika sowieso nutzen wollte, um ein paar andere Orte kennenzulernen, war das kein Problem für mich. Nach Uruguay kann man beispielsweise einen guten Wochenendausflug machen, dort ist man schnell mit der Fähre.

 

 

Die Universität

 

Die UNGS liegt nicht im Stadtzentrum (Capital) von Buenos Aires sondern im Großstadtraum (Provincia), im Ort Los Polvorines. Der Ort ist durch eine Zugverbindung gut mit der Innenstadt verbunden: von der Station Frederico Lacroze nimmt man den Zug Urquiza bis zur Endstation Lemos. Von dort fährt ein universitätseigener Shuttlebus bis zum Campus. Je nachdem wo man wohnt, muss man also 1,5 bis 2 Stunden für die Fahrt aus Capital bis zur Uni einplanen. Trotzdem habe ich mich dazu entschieden im Zentrum zu wohnen und würde das auch weiterempfehlen. Dort hat man einfach mehr Möglichkeiten einen geeignete Wohnung/WG zu finden, es gibt viele kulturelle Angeboten und Freizeitaktivitäten – kurz gesagt: es ist einfach mehr los. Das Pendeln hat mich nicht gestört.

 

Die UNGS ist eine relativ kleine öffentliche Uni mit ca. 10.000 Studenten. Alle Gebäude befinden sich auf einem Campus, man findet sich daher gut zurecht. Die meisten Kurse finden abends statt, da es in Argentinien (in der Mittelschicht) üblich ist tagsüber arbeiten zu gehen, um sich das Studium zu finanzieren.

Ich habe zwei Kurse aus dem Fachbereich Politikwissenschaften belegt. Die Kurse sind mit 6 Wochenstunden Präsenzzeit sehr zeitintensiv. Ich musste nur drei Tage die Woche zur Uni fahren, war aber mit Texten lesen, Präsentationen vorbereiten und nebenbei Spanisch lernen gut beschäftigt. In meinen beiden Kursen waren wir nur fünf bzw. sechs Studenten. Daher war der Unterricht sehr intensiv, es gab Raum für gute Diskussionen und eine entspannte, freundschaftliche Atmosphäre mit den Professoren.

 

Oft haben wir zusammen um einen Tisch gesessen und es wurde der typische argentinische Mate herumgegeben. Das akademische und inhaltliche Niveau kann man mit dem deutschen vergleichen, mit dem Unterschied, dass durch die kleinen Kurse und die argentinische Kultur sehr viel mehr Zeit für kritische Fragen und Diskussionen gab. Die Meinung der Studenten wird sehr ernst genommen und geschätzt. Das hat mir gut gefallen.

 

Als Austauschstudentin wurde ich sehr freundlich in der Universität und in den Kursen aufgenommen. Da es nur wenige Austauschstudenten an der UNGS gibt, haben sich viele interessiert gezeigt und mir ihre Hilfe angeboten.

 

Ich würde jedem ein Auslandssemester an der UNGS empfehlen, der eine authentische argentinische Erfahrung machen will und Lust hat das Land und die Kultur kennenzulernen. Während meiner Zeit in Argentinien habe ich mich persönlich, sprachlich und akademisch weiterentwickelt und das Land lieben gelernt.

Danke, liebe Hannah, für die spannenden Einblicke!  Zum Abschluss der Artikelreihe geht es wieder an den Anfang zurück: an die UBA.

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